Spaß im Winter
1. An einem
klaren, frostigen Samstag, Anfang Dezember 1995 in Guljáewka. Der
Schnee knirschte unter den Schlittenkufen. Schellen verbreiteten einen
zarten, reinen Klang.
2. Vissarion
fuhr, von der morgendlichen Wintersonne beleuchtet, auf einem leichten
Schlitten zu einem Haus am Ufer des Flusses, der an den Stellen mit
starker Strömung dampfend durch die noch nicht gefrorenen Fenster
atmete. Und Ihn begrüßten eine Menge freudiger Augen, die den Lehrer
gefunden hatten und sich erneut nach einem Zusammentreffen mit Ihm
sehnten.
3. Und an
diesem wunderbaren Tag sagte der Menschensohn zu den Lehrern der Schule
und den Kindern, die mit den Erwachsenen gekommen waren: "Der Lehrer
kommt nicht, um zu reden und zu reden - das ist zu primitiv. Ihr werdet
sowieso nicht das sehen, was Ich sehe, selbst wenn ihr jahrhundertelang
Meinem Wort zuhören würdet.
4. Um ein
Objekt oder ein Ziel zu erkennen, muss man die notwendige Anzahl
Schritte darauf zugehen, herantreten und es betrachten.
5. Was hat es
für einen Sinn, in einer riesigen Entfernung vom Ziel zu stehen und
jemanden danach zu fragen? Könnt ihr es dann sehen?
6. Deshalb,
wenn der Lehrer etwas sagt - ist das natürlich der Ausnahmefall, es ist
an sich sehr eingeschränkt. Das Wesen des Lehrers liegt nicht in den
Worten.
7. Sonst
entsteht so ein Bild, wo ihr euch, wenn ihr etwas schaffen wollt, mit
Hoffnung an die Quelle
wendet und ein besonderes Wort an euch erwartet, das euch auf eine
besondere Weise in der ausgewählten Handlung bekräftigt.
8. Der Strom
aber ist ein und derselbe - von der Quelle, Er gibt alles Notwendige.
9. Und wenn ihr
in diesem allgemeinen Strom etwas nicht bemerkt, dann seid es nur ihr,
die ihr etwas nicht bemerkt, es heisst aber nicht, dass im Strom etwas
fehlt.
In diesem Strom gibt es alles, unabhängig von den ausgesprochenen
Worten.
10. Viele
Details des Stromes werden durch Worte nur vergröbert und
eingeschränkt, obwohl die Worte Ihn scheinbar verständlicher machen.
11. In dem
Strom selbst ist die ganze Wahrheit und Ewigkeit. Man kann Ihn nicht
durch Worte bestimmen.
12. Wenn wir
Worte berühren, entsteht bei euch das illusorische Verständnis, dass
euch etwas klar ist, weil ihr eine gewisse Menge Worte gehört habt.
Doch das ist nur das falsche Verständnis jener Wahrheit, mit Der ihr in
Berührung kommt ...
13. Die
Wahrheit wird euch zugänglich überbracht, und das schläfert euch ein,
euch scheint, dass alles so einfach sei. Dort aber gibt es - eine
unermessliche Tiefe.
14. Ihr
berührt nur die Oberfläche des Ozeans, und euch scheint, wenn ihr eure
Hände nass macht oder euch wascht, dass ihr verstanden habt, was ein
Ozean ist. Doch dort existiert eine riesige Welt, ein riesiges Land,
das ihr nicht kennt.
15. Das ist ja
Tiefe! Deshalb muss man sich nicht nur die Hände nass machen oder das
Gesicht waschen, sondern auch tauchen, tief tauchen und sich
anstrengen, in der Tiefe lange Jahre zu schwimmen, Jahrhunderte,
Jahrtausende und über jede neue Welt staunen, die sich vor euch
eröffnet.
16. In den
Tiefen der Wahrheit aber leuchtet noch eine größere Sonne! Wenn du in
den Ozean tauchst, ist es dort dunkel: je tiefer, umso dunkler und umso
weniger Leben. Mit der Wahrheit ist es umgekehrt: je tiefer, umso
heller und umso mehr Leben.
17. So denkt
denn daran: Ihr seid gerade mal zum Ozean gekommen. Ihr seid
angekommen, habt euch gewaschen, habt den ersten Schmutz entfernt, den
Schaum eines bestimmten Lebens.
18. Und jemand
liegt bereits am Strand und beginnt zu bräunen: Als wüsste er schon,
was der Ozean ist, schließlich hat er Salz an den Händen und auf dem
Gesicht ...
19. Der Ozean
lächelt nur und sagt: 'Wie dumm ihr doch seid!' Euch steht noch bevor,
zu sehen, was für eine großartige Welt sich unter der Oberfläche
verbirgt, an der ihr eben erst den Staub von euren Händen und Füßen
gewaschen habt.
20. Doch
selbst wenn ihr euch mit Wasser wascht, bemerkt ihr das Wasser nicht ...
21. Wenn ihr
aber das Wasser aufmerksam betrachtet, werdet ihr sehen, wie lebendig
es ist, dass jede Zelle atmet und in ihren Bewegungen lebt ... Ihr aber
habt es einfach geschöpft und den Schmutz abgespült ... Am Abwaschen
eures Schmutzes aber hat eine großartige Welt mit vielen Zellen des
Lebens teilgenommen.
22. Jetzt habt
ihr nur die Wahrheit berührt, habt euch gewaschen und nachlässig mit
der Hand eine ganze Welt geschöpft, habt einfach ausgeholt, und das
Wasser ist in Tropfen auf die Erde gefallen ...
23. Hier kann
man Worte verschwenden, um euch ein wenig auszurichten und jenen Weg zu
zeigen, auf dem man gehen und neue Weisheit finden muss. Das sind lange
Wege, ein langer, großartiger Weg!"
24. Am Abend
aber, als sich die winterliche Dämmerung schnell herangeschlichen hatte
und die Ihn Liebenden den Lehrer eng umringt hatten, ist von der Wahrheit
gesagt worden:
25. "Wenn man
kommt, um seinen Durst zu stillen, so spricht man in dieser Zeit nicht,
sondern man schweigt einfach und trinkt.
26. Der Lehrer
offenbart sich nicht im Wort, sondern in jenem Wesen, das in Ihm
eingeschlossen ist. Denn mit Worten versucht Er das auszudrücken, was
sich im Inneren befindet.
27. Doch jeder
wörtliche Ausdruck des Göttlichen ist äußerst beschränkt, und man
benutzt ihn nur, weil man den Zustand des Menschen zu diesem Zeitpunkt
berücksichtigt ...
28. Die
menschliche Sprache entstand aufgrund großer Krankheiten, aufgrund
einer großen Primitivität.
29. Und wenn
man jetzt diese Sprache zum Ausdruck von etwas anderem benutzt, sieht
man sofort ihre Begrenztheit und Unsinnigkeit.
30. Doch
anders könnt ihr noch nicht sprechen, und folglich muss man diese
rostigen Worte benutzen, um den Atem, den Flug, den Wind des
großartigen Geistes zu beschreiben ...
31. Das
Wichtigste ist, zu lernen die einfache Wahrheit zu verstehen: Wenn ihr
euch den göttlichen Sakramenten nähert, versteht es, an Sie zu denken
und bebend diesen Strom zu trinken.
32. Doch wenn
ihr trinkt, dann redet ihr in diesem Augenblick natürlich nicht, denn
je mehr ihr redet, umso weniger trinkt ihr. Wenn ihr das Reden nicht
einstellt, so wird das Glas in euren Händen voll bleiben.
33. So ist es
auch mit der Wahrheit. Solange ihr redet, gießt ihr das aus, was sich
in euch befindet. Solange ihr aber ausgießt, könnt ihr nicht trinken.
So merkt euch denn: Bei jeder Berührung mit der Wahrheit, trinkt ihr
nicht, solange ihr Worte ausströmt.
34. Euren
Durst stillen könnt ihr nur in dem Intervall, wenn ihr schweigt - das
im günstigsten Fall.
35. Denn ihr
könnt schweigen, doch gedanklich weiter das ausgießen, was im Inneren
ist, daran denken, es verurteilen und dieses Problem in euch
durchgehen. Ihr redet weiter, obwohl ihr den Mund nicht aufmacht, ihr
schreit mit eurem Bewusstsein über eure Probleme herum. Wie soll man
euch dann tränken, wenn ihr ständig redet?
36. Lernt das
Wichtigste zu verstehen - die Wahrheit! Bei jeglicher Berührung mit den
göttlichen Wahrheiten müsst ihr anhalten können und trinken, so
einatmen, wie ihr es könnt, selbst unbeholfen, das ist nicht schlimm,
doch ihr müsst bestrebt sein, einzuatmen.
37. Und wenn
Ich Mich in diesem Zimmer befinde und ihr euch im Nebenzimmer, so redet
ihr weiter, ihr redet ständig. Doch wenn ihr euch einfach leise
hinsetzen und das Geschehen aufnehmen würdet, so wäre es gar nicht
notwendig, auch noch zu einem individuellen Treffen zu Mir zu kommen.
Ihr würdet genau das Gleiche bekommen, ihr würdet das einatmen, was im
gegebenen Augenblick hier vorgeht, denn hier herrscht überall ein und
derselbe Geist, Er durchdringt jede Wand und jeden Balken.
38. Und es
stellt sich heraus, dass diese Wände und diese Balken mit mehr Weisheit
gefüllt sind - sie nehmen schweigend auf, ihr aber lasst euch treiben,
ihr redet und habt so viele Probleme.
39. Lernt, in
euch mehr Stille zu schaffen, nur dann werdet ihr richtig jenes Aroma
aufnehmen, jenen Geist, Der euch umgibt, und werdet Ihn weiter richtig
ausstrahlen.
40. Nach
Möglichkeit aber werde Ich reden - Ich muss nicht trinken, sondern Ich
gebe euch zu trinken.
41. Deshalb
lernt, bei eurer Berührung sowohl mit der Schrift, als auch mit allem,
was euch an das Verantwortliche erinnert, innerlich anzuhalten und zu
beben, bebend zu trinken und alle Probleme von euch zu werfen ...
42. Natürlich,
wenn Ich euch anhöre, eure Probleme anhöre - fühlt ihr Erleichterung,
als würdet ihr einen Teil der Schwere abwerfen.
43. Doch das
ist nicht die richtige Form einer Stütze, denn jene Schwere, die ihr
habt, müsst ihr selbst in euch abbauen.
44. Diese
räuchernden Kohlen, die in euch glimmen und euch innerlich verbrennen,
müsst ihr nicht nur irgendwohin wegwerfen, ihr müsst sie innen mit
göttlichem Nass
begießen, damit sie, ein wenig dampfend, ersticken, und später nicht
brennen und rauchen. Dafür aber trinkt das Wasser, und das innerlich
Brennende erlischt.
45. Deshalb
ist für einen Gläubigen die Fähigkeit wichtiger, jenes Ungute zu
löschen, das im Inneren entsteht, und nicht der Wunsch, es mit jemandem
zu teilen. Lernt, die Wahrheit zu erfassen, lernt, Sie zu trinken ...
46. Nur wenn
ihr mit dem Reden aufhört, bekommt ihr die Möglichkeit zu trinken.
47. Und wenn
euer Mitbruder euch aufmerksam zugehört hat, hatte er folglich den
Wunsch, euch zu helfen und euch ein bisschen mit dem Wenigen
anzufüllen, das es in seinem Herzen gibt.
48. Und nur
wenn ihr ganz ausredet, könnt ihr das Wenige aus seinem Herzen schöpfen
und Erleichterung empfinden.
49. Doch wenn
ihr nicht reden würdet und gleich schöpfen würdet, so würde es bei euch
zur gleichen Erleichterung kommen, und es wäre nicht notwendig,
auszuschütten.
50. Denn das,
was ihr hergebt, bekommt ihr noch mehr in euch."
51. Zwei
Wochen später erklang wieder das Wort des Lehrers am gleichen Ort und
zur gleichen Zeit.
52. "Wenn eure
innere Welt duftet, wenn es euch gut geht - das ist das Hauptkriterium
dafür, dass eure Handlungen richtig sind.
53. Solange es
aber in euch Unwillen gibt - wir reden nicht von Feindseligkeit -
solange es Unwillen gibt, sagen eure Lippen in der Regel nicht die
Wahrheit, sie reden viel Kompliziertes.
54. Deshalb
ist es sehr wichtig zu lernen, eine duftende Welt in seiner Seele zu
erhalten, nur dann könnt ihr die richtigsten Worte sagen, denn sie
werden eure Welt vermitteln.
55. Und selbst
wenn der Mensch nicht das notwendige Verständnis für eure Worte
aufbringt, so wird durch diese Worte trotzdem eure innere Welt
übermittelt, was dem Menschen hilft ...
56. In dem
Augenblick, wo ihr euren Kummer mit jemandem teilt, hört euch nicht nur
dieser Mensch zu - euer Kummer gießt sich auf die ganze Welt um euch
aus. Und natürlich scheint ihr euch von ihm zu befreien, weil ihr ihn
erzählt habt, doch ihr habt die ganze Welt geschwärzt.
57. Die Welt
nimmt das auf, doch eine Weile lang muss sie diesen Kummer verdauen, im
Versuch, ihn zu reinigen, um das zu tun, was ihr nicht selbst getan
habt.
58. Wenn ihr
euren Kummer ausschüttet, werdet ihr nicht stärker, euch wird zwar
leichter ums Herz, doch stärker werdet ihr davon nicht.
59. Nicht der
ist ein Gläubiger, wer danach strebt, seinen Kummer mitzuteilen,
sondern jener, der ihn in sich säubert, indem er den Segen aufnimmt,
der euch von Gott gegeben wurde, der nicht eilt zu reden, solange sich
Schwere in ihm befindet; der zu den Leuten geht, um ihnen nur dann zu
helfen und Kontakt mit ihnen zu haben, wenn er inneren Frieden erreicht
hat.
60. Man darf
nicht eilen zu reden, wenn ihr zum Lehrer kommt.
61. Natürlich
könnt ihr euren Kummer ausschütten, und Ich nehme ihn entgegen. Ich
nehme alles von euch entgegen. Doch nicht nur Ich werde entgegennehmen,
das von euch Verschüttete breitet sich auch um euch aus.
62. Wenn ihr
aber redet, so nehmt ihr in diesem Moment nichts entgegen. Doch um sich
zu säubern, muss man jenen Segen entgegennehmen, der sich um euch
befindet, muss man schweigen und ihn einatmen.
63. So öffnet
ihr euch selbst und horcht auf jenen Geist, der euch umgibt.
64. Denn das,
worauf ihr euch einstellt, das nehmt ihr auch entgegen; woran ihr
denkt, mit dem durchtränkt ihr euch. Denkt ihr an ein Problem -
durchtränkt ihr euch auch mit ihm, ihr beginnt, euch aufzuregen. Denkt
ihr an etwas Lustiges - durchtränkt ihr euch mit diesen Wellen, ihr
beginnt zu lachen. Alles hängt davon ab, worauf ihr euch konzentriert.
65. Folglich,
je mehr ihr euch auf das Göttliche in euren Gedanken konzentriert, umso
mehr öffnet ihr euch zu diesen Strahlen, ihr durchtränkt euch mit
ihnen; je öfter ihr das Göttliche streift, umso mehr Kraft nehmt ihr.
Verliert nicht diese Möglichkeit, tauscht sie nicht gegen irgendeine
Geschäftigkeit aus.
66. Wenn es
Arbeit gibt, verrichtet sie. Wenn man während der Ausführung an etwas
Lichtes oder Göttliches denken kann - so denkt daran, ohne auch nur
eine Minute zu verlieren.
67. Denkt aber
nicht an Geschäftiges, davon werdet ihr nur noch verwirrter.
68. Jetzt ist
die Zeit gekommen, wo ihr lernen müsst, euch nicht nur mit dem Geist
der Worte zu erfüllen, sondern mit dem Geist, der außerhalb der Worte
ausströmt.
69. Denn eine
jede Ansammlung von Worten, welche auch immer Ich versuchen würde,
herauszugreifen - das ist eine Vergröberung dessen, was Mein Herz zu
euch ausstrahlt. Das kann man nicht in Worten ausdrücken.
70. Doch diese
Worte, obwohl grob und begrenzt, richten euch ein bisschen aus, führen
dazu, dass ihr mehr zu verstehen beginnt und nicht nur mit den Ohren
zuhört, sondern auch mit euren anderen Sinnesmöglichkeiten ...
71. Man betet
und verbeugt sich vor Gott vor allem im Geist; mit dem Vater führt man
schweigend Gespräche.
72. Denn was
kann man dem Ozean der Liebe erzählen und warum muss man überhaupt
etwas erzählen?!
73. Willst du
trinken, so trink aus diesem Ozean, Er gibt dir immer alles. Alle
anderen Gespräche aber sind einfach überflüssig.
74. Es hat
keinen Sinn, sich mit einer Bitte an den großen Ozean zu wenden, denn
Sein Wasser fließt immer zu euch, und euch bleibt nur, von Ihm zu
trinken, ohne Zeit zu verlieren ...
75. Euer
Verständnis Meiner Worte, das jetzt bei euch entsteht, wird sich
verändern, deshalb erhebt es nicht zu einem Regelwerk.
76. Lernt vor
allem, nicht mit den Ohren zu hören, sondern mit eurem Herzen, und
nicht mit den Lippen im Gesicht aufzunehmen, sondern mit den Lippen
eures Herzens - nur dann stillt ihr euren Durst tatsächlich!"
77. Und der
Lehrer sagte an diesem Tag in Seinem Wort, dass bei jeder Begegnung das
Bedürfnis entstehe, vor den Dürstenden eine bestimmte neue Wahrheit zu
offenbaren, und dass jetzt unter den Anhängern immer mehr das
interessante Thema des Verhältnisses von Mann und Frau in Erscheinung
trete.
78. "Neue
Familien entstehen, doch in diesen Familien treten besondere Probleme
auf. Der Mann möchte geistig stark erscheinen, die Frau aber ist in der
Lage, seine Schwächen zu sehen, denn die Männer haben noch viele
Schwächen - und es entstehen Reibungen und Unverständnis.
79. Natürlich
müssen die Frauen den Ehemännern folgen, den Männern überhaupt, denn
das ist die größte Bestimmung der Frau - zu folgen und dem Mann im
richtigen Moment die Möglichkeit zu geben, sich auf ihre Schulter zu
stützen.
80. Wenn der
Mann den geistigen Weg findet, kann man ihm entschlossen folgen, denn
das ist ja sein Wesen - der Geist, das Geistige zu schaffen. Wenn man
ihm das nicht zugesteht, erkennt man den Mann an sich nicht an; einen
anderen Mann aber gibt es nicht, es gibt jedoch einen Sklaven des
Fleisches.
81. Oftmals
aber macht der Mann dank seiner Schwächen noch Rückschritte, und wie
kann ihm die Frau dann in die der Wahrheit entgegengesetzte Richtung
folgen? Das ist unmöglich.
82. Die Frau
muss dem Ehemann folgen, doch nicht zu jener Seite, die auf der
entgegengesetzten Seite der Wahrheit liegt, denn die Wahrheit ist für
sie wichtiger!
83. Und wenn
der Ehemann möchte, dass die Ehefrau ihm folgt, so muss er vor allem
selbst in die Richtung der Wahrheit gehen, ohne einen Schritt von Ihr
abzuweichen.
84. Oftmals
diktiert der Mann solche Bedingungen, wobei er dies scheinbar mit
Worten der Wahrheit unterstreicht, die die Frau nicht versteht; und, da
sie darin das Auftreten von etwas Anormalem sieht, möchte sie sich
dagegen verwahren ...
85. Und
natürlich muss der Mann lernen, die Frau zu verstehen. Der Mann kann
von der Frau nicht fordern wie von einem Mann, und die Frauen können
nicht von ihrem Ehemann fordern wie von einer Frau. Doch das ist das
geringere Problem; hauptsächlich sind es die Männer, die von den Frauen
soviel verlangen wie von Männern - zu viel und nicht das Richtige, da
sie sie nicht verstehen können - denn das ist eine ganz andere Welt.
86. Wenn Mann
und Frau aneinander geraten, so entsteht in der Regel ein großes
Unverständnis, weil ihr aus Gewohnheit vom Nächsten das verlangt, was
euch selbst eigen ist.
87. Ihr habt
keinen anderen Blickpunkt: Die Frauen haben nicht den Blickpunkt der
Männer, und die Männer haben nicht den Blickpunkt der Frauen.
88. Man muss
lernen, sich gegenseitig zu verstehen, unbedingt zu verstehen, und
nicht das zu fordern, was man nicht fordern soll, sonst zerstört ihr
euch selbst und das Unverständnis führt zu großen Erschwernissen.
89. Ich habe
euch bereits gesagt, dass je größer die Seele, umso besser das
Sehvermögen, je mehr Unglück in der Seele, umso verzerrter ist euer
Sehvermögen.
90. Ein Wort
wie 'gut' wird von euch verschieden verstanden, und in ein und
derselben Handlung seht ihr Verschiedenes.
91. Und so
sehr ihr euch auch gegenseitig die eine oder andere Handlung erklärt -
wenn das von dem Menschen nicht erkannt wird, so sieht er es sowieso
nicht.
92. Er muss es
zu sehen wünschen, es sehen wollen, dann findet er es, jedenfalls wenn
es wirklich da ist. Wenn es aber nicht da ist oder er es nicht sieht,
lernt ihr, ihn zu verstehen ohne viel von ihm zu fordern. In jedem Fall
müsst ihr bestrebt sein, euch gegenseitig zu verstehen.
93. Eure
Familie - das ist jenes Kleine, in dem ihr die ganze Welt kennen lernt.
Denn jeder von euch schließt die Ewigkeit in sich ein, ein Teilchen
Gottes, jeder birgt in sich ein Teilchen des großartigen Universums, in
euch gehen jene Prozesse vonstatten, die das Universum hervorgebracht
hat.
94. Deshalb
kann man mutig sagen: Jeder von euch - ist ein Weltall, denn alle
Gesetze des Alls offenbaren sich in verschiedenem Grad in euch.
95. Folglich,
wenn ihr euch gegenseitig erfasst und lernt, euch richtig zu verstehen
und wenigstens einem zu helfen, so lernt ihr, allen zu helfen, weil in
einem alles ist. Durch diese Hilfe erfasst ihr das Weltall, erfasst ihr
die Welt.
96. Deshalb,
je besser euer Dasein ist, umso besser ist alles ringsum.
97. Die Große
Familie wird aus kleinen Familien gebaut, aus euren Familien, wo jede
einzelne bereits eine Große Familie ist ...
98. Geht immer
aufeinander zu und helft euch gegenseitig - dieser Weg ist schwierig.
99. Ihr seht
selbst, wie sehr eure Unzulänglichkeiten zu sehen sind, ihr könnt sie
nicht verbergen, sie werden hier alle aufgedeckt. Und folglich ist es
so wichtig, rechtzeitig zur Stelle zu sein, um eine Schulter zu reichen.
100. Wenn ihr
weit von der Wahrheit entfernt seid, kann es Jahrhunderte dauern, bis
ihr euch ändert. Jetzt aber sind es Jahre, die euch vollkommen
umwandeln müssen. Und während dieser Zeit muss man fähig sein, jene
Tropfen zu bewahren, in denen der Regenbogen glitzert.
101. Deshalb,
wenn euch das göttliche Nass gegeben wird, bewahrt jeden Tropfen. In
diesen Tropfen spiegelt sich die Sonne wider, der Regenbogen, der Mond,
die Sterne, dort spiegelt sich das ganze Weltall wider. Und ihr werdet
das ganze All in den Händen halten, Es wird euer sein. Verliert also
diese Tröpfchen nicht!"
102. Und mit
einem Lächeln sagte Vissarion am Ende Seines Wortes im Vorhof der
Neujahrsfeiertage und der Weihnachtsfeiertage: "Ich habe bereits
einigen Jungs den Auftrag gegeben, dass Väterchen Frost zu den Kindern
kommen soll." (Väterchen Frost ist in der russischen Märchenwelt der
Herr des Winters, der durch sein Pusten Schnee und Frost herbeizaubert.
Zum Neujahrsfest am 1. Januar kommt er mit einem Schlitten vom Himmel
mit einem großen Sack Geschenke. Inzwischen tanzen die Kinder
Reigentänze um den Tannenbaum herum und rufen nach dem Väterchen Frost.
Wenn er dann erscheint, verteilt er die Geschenke, und dabei hilft ihm
seine wunderschöne Enkelin und ewige Begleiterin, Schneewittchen. Unser
Weihnachtsmann existiert nicht in der russischen Tradition, Väterchen
Frost sieht ihm zwar ähnlich und handelt auch so ähnlich, ist aber
nicht mit Weihnachten und Religion verbunden. - Anm. d. Übers.)
Vissarion weiter zu den Männern: "Sucht, wo ihr
wollt, doch die Kinder müssen das Väterchen Frost sehen! Und dass sie
ja nicht Iwan mit einem angeklebten Bart erkennen, sondern Väterchen
Frost begrüßen. Wenn es keine Väterchen Frost gibt, bekommt ihr einen
Klaps!
103. Macht,
was ihr wollt, sucht, wo ihr wollt, doch ihr müsst den Kindern das
Märchen schaffen, ihr müsst es mit euren Händen erschaffen und euch mit
der größten Verantwortung dazu verhalten. Alles, was ihr tut, tut ihr
für die Kinder! Nun aber geht in den Wald und sucht nach Väterchen
Frost!"