Wissarion
Vorläufige Rohfassung:
1. Am Morgen des 7.
Dezembers 2005 fuhren der Lehrer und Seine Schüler mit den
Motorschlitten nach Petropáwlowka. Noch am selben Tag führte der Lehrer
im Haus des Segens das zweite Dezember-Treffen mit den Frauen durch.
2. Bei diesem Treffen
wurde ein Teil der Fragen von den Frauen im Vorhinein vorbereitet und
auf Zetteln festgehalten, der andere Teil der Fragen wurde im Verlauf
des Treffens gestellt.
3. «Ist es richtig, von
dem Mann, der mir gegenüber Naturgefühle hat, Geschenke anzunehmen
(Schokolade, Pralinen, Kassetten, Schuhe, Player, Uhren, Socken,
Computer, Geld), wenn ich keine erwidernden Gefühle habe? Außerdem –
seine beharrliche Anwesenheit neben mir fängt an, für mich unerträglich
zu werden.»
4. «Wie im Film:
‹Kassettenrekorder – drei Stück, Anzüge – drei Stück ...›» - lächelte
der Lehrer. - «Man darf das nehmen, hier gibt es nichts Gesetzwidriges.
Hier schaut schon selbst, ob ihr es als günstig empfindet, etwas zu
nehmen oder nicht. Betrachtet die Umstände.
5. Es gibt
unterschiedliche Arten von Geschenken. Es gibt Geschenke einfach aus
reinem Herzen, und es gibt welche mit einem eigennützigen Interesse. Es
kommt vor, dass der Mensch sich der Tiefe seiner Bemühung, die er
unternimmt, nicht bewusst ist (Ich meine, wenn der Mensch ein Geschenk
anbietet).
6. Denn in der Regel
beginnt der Mensch, wenn er ein Geschenk anbietet, schon in seinem
tiefen Inneren von euch jene Handlung, die er sich wünscht, quasi zu
fordern, er beginnt, sie zu erwarten, besonders, wenn ihr sein Geschenk
angenommen habt. Es scheint ihm, dass der Weg, den er sich zu bahnen
beginnt, sich sehr erfolgreich bahnen lässt, wenn ihr das Geschenk
annehmt. Das heißt, bei ihm entflammt die Hoffnung noch mehr.
7. Aber es gibt Unterschiede. Das sind solche Umstände, wo keine eindeutige Antwort möglich ist - ihr müsst sie fühlen.
8. Ich kann nur sagen,
dass es grundsätzlich nicht gesetzwidrig ist, wenn ihr versucht,
entweder positiv oder negativ auf die Handlung eures Nächsten in Bezug
auf euch zu reagieren, wenn er versucht, euch etwas zu schenken. Darum
seht selbst.»
9. «Und wenn mir die
Äußerungen des verliebten Mannes unangenehm sind, solche, wie mir auf
den Fersen zu folgen ohne meine Zustimmung, der Wunsch nach stetiger
Aufmerksamkeit und Kommunikation, das Aufzwingen seiner Hilfe und
seiner Geschenke, mehrstündige Gespräche, Stehen unter dem Fenster der
Schule, wo ich mich auf die Unterrichtsstunden vorbereite? Wenn all
dies mir unangenehm ist, darf ich ihm da als gläubiger Mensch
verbieten, zu mir zu kommen?»
10. «Man kann über
dieses Thema sprechen, aber das Ziel zu verfolgen, es zu verbieten,
damit all das nach eurem liebenswürdigen Gespräch verschwindet - das
ist nicht richtig.
11. Hier muss man
verstehen, dass derjenige, der beginnt, euch zu lieben, sich in euch zu
verlieben, sich natürlich so äußert, dass es von euch als aufdringlich
empfunden werden kann. Das ist unvermeidlich. Er beginnt doch, euch
erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken, es ist ihm angenehm, euch zu sehen,
es ist ihm angenehm, sich mit euch zu treffen, irgendeine
Aufmerksamkeit von euch zu erhalten, wenn auch nur beiläufig,
irgendeine kurze Aufmerksamkeit; aber das alles ist angenehm.
12. Darum, je schwächer
der Mensch in diesem Sinne ist, umso aufdringlicher äußert er sich. Und
umgekehrt: je stärker der Mann diesbezüglich ist, geistig kräftiger,
umso weniger abhängig wird er von diesen Empfindungen sein.
13. Obwohl er natürlich
dasselbe wünscht wie ein beliebiger verliebter Mann, nämlich dass auch
ihm eure Aufmerksamkeit geschenkt wird und dass er euch sieht (denn in
seinem Inneren entsteht eine bestimmte Erregung, die für seinen
Organismus wiederum günstig ist).
14. Natürlich wird er
dies wünschen. Aber er wird sich nicht beeilen, das zu zeigen. Er wird
ruhig seine Arbeit tun; zumindest wird es so aussehen, als fahre er
fort, die Arbeit ruhig zu tun, obwohl in seinem Inneren ein großer
Wunsch vorhanden ist, euch zu sehen und mit euch zu kommunizieren. Aber
er wird nicht hinter euch herlaufen und wird nicht unterm Fenster
stehen ... Das wird also eine andere Vorgehensweise sein.
15. Aber das ist eben
damit verbunden, wie der Mann ist, wie stark er ist. Und je schwächer
er ist, umso mehr wird er von seinen Gefühlen und von all dem, was mit
diesen Gefühlen verbunden ist, abhängen.
16. Das heißt, alle
Wünsche, die diese Gefühle in seinem Inneren verursachen können, werden
in ihm stärker erscheinen, er wird diese Wünsche verfolgen, es wird ihm
schwer sein, auf sie zu verzichten. Und folglich wird es ihm schwer
sein einzuschätzen, was er tut; es wird ihm schwer sein einzuschätzen,
inwieweit er sich gegebenenfalls aufdringlich benimmt.
17. Er wird dies
einschätzen können, wenn er selbst in eine ähnliche Situation gerät.
Und wenn er fähig ist, eine Parallele zu ziehen, so kann er sehen:
‹Ooh! Es erweist sich, dass ich mich so benommen habe? Das ist ja sehr
unangenehm.»
18. Das heißt, dann
kommt Weisheit auf. Und er kann sich im weiteren Verlauf auf sie
stützen, falls er verstehen wird, diese Weisheit aus solchen Umständen
zu ziehen. Aber wenn er diese Parallele nicht zieht, wird es für ihn
schwer sein, dies einzuschätzen.
19. Und ihr folgt dem
Gebot: „Sich behutsam gegenüber der Seele eines anderen Menschen
verhalten.“ Das heißt, wenn sie sich öffnet, müsst ihr vorsichtig sein.
20. Aber das bedeutet
nicht, dass ihr ihm in allem nachgeben sollt. Denn es gibt Umstände, wo
man auch auf etwas wird hinweisen müssen.
21. Und man muss sich
mit Geduld wappnen (dies wird gegebenenfalls erforderlich sein), denn
die Aufdringlichkeit kann sich sehr lange kundtun.
22. Hier seht ihr schon
selbst, wo und in welchem Moment man etwas aufhalten muss. Kann sein,
dass man irgendwo etwas auch streng aufhalten muss. Aber wägt viele
Male die Umstände ab, unter denen ihr die Strenge zu äußern wünscht,
denn ihr werdet die Strenge sehr oft äußern wollen.
23. Ihr sollt in diesem
Sinne sehr aufmerksam sein: die Strenge sollt ihr nur in jenem Fall
äußern, wenn ihr seht, dass man solche Umstände nicht weiterhin
zulassen darf, wenn man sie auf irgendeine Weise verhindern, anhalten
muss. Äußert dann eine gewisse Strenge. Aber wiederum vorsichtig und
behutsam.
24. Wenn ihr seht, dass
ihr dem Menschen Schmerz zugefügt habt, so entschuldigt euch, aber
erklärt, dass ihr dies in dem Fall für notwendig gehalten habt, denn es
gibt Umstände, die für euch einfach schwer anzusehen sind, dies würde
Komplikationen bringen. Das heißt, ihr könnt so etwas natürlich
besprechen.
25. Aber behutsamer!
Vergesst nicht: wie ihr euch gegenüber den Gefühlen eines anderen
Menschen verhaltet, so wird man sich auch euren Gefühlen gegenüber
verhalten.
26. Merkt euch dies:
alles, was ihr gegenüber diesen Gefühlen mit Strenge äußern wollt, wird
(und möglicherweise sogar auch noch mit schärferer Strenge) euch
gegenüber geäußert werden, wenn bei euch eine ähnliche Situation
eintritt,
27. Und die schärfere
Strenge – damit ihr jenen Fehler, den ihr selbst zulasst, schneller
seht. Das heißt, es kann sehr deutlich sein. Es wird euch weh tun, es
wird euch unangenehm sein. Deshalb beeilt euch im Voraus lieber nicht,
solche Samen auszustreuen, seid behutsamer und sorgfältiger.
28. Aber diese
Situation ist naturgemäß. Ein in euch verliebter Mensch wird immer in
irgendeinem Maße aufdringlich sein. Das ist unvermeidlich.»
29. «Und wenn der
Mensch meinen Bitten und Verboten keine Aufmerksamkeit schenkt, meine
Gefühle zu einem anderen Menschen ignoriert und überhaupt sich so
benimmt, als ob er schon der Ehemann wäre?»
30. «Das ist nicht
gerade konkret ausgedrückt. ‹Sich wie der Ehemann benehmen› – was ist
das? Hier gibt es eine große Vielfalt ... Was genau möchtest du fragen?»
31. «Darf ich in dieser
Situation den Dorfältesten um Hilfe bitten, mich an Männer der
(Einigen) Familie wenden, wenn solche Verfolgungen seitens des Mannes
fortdauern?»
32. «Das kann man
versuchen. So etwas ist möglich. Man darf jemanden um Hilfe bitten.
Aber wiederum so, dass es nicht mit irgendwelchen unpassenden
Grobheiten endet.»
33. «Ich habe die
Forderung gegenüber meinem Ehemann, dass er äußerlich ordentlich
aussieht» – wurde eine neue Frage vorgelesen. – «Es wird mit Bitten und
Zureden geäußert, damit er die schmutzige Kleidung auszieht und seinen
zu langen Bart stutzt ... Wenn er da aber nicht reagiert, darf ich dann
beharrlicher sein? Darf man sagen, dass er gehorchen müsse, wenn er es
selbst nicht vermag, auf sich aufzupassen? Lehrer, sage etwas zu diesem
Thema.»
34. «Ein gefährlicher
Ausdruck – ‹er solle gehorchen›. Warum soll er gehorchen? Ihr könnt
versuchen hinzuweisen, im Weiteren aber lernt, die Gegebenheit, die
besteht, anzunehmen.
35. Versucht es so
geschickt im Vorbeigehen: hopp – und ein wenig habt ihr an ihm
herumgekämmt, noch einmal – da habt ihr etwas zurechtgemacht, während
er finster dreinschauend etwas isst ... und ihr – noch einmal, schnell,
eins, zwei, drei (beim Vorbeilaufen ... ein wenig) – und er ist schon
in Ordnung, er hat sogar kaum Zeit, dies zu bemerken!
36. Wenn er auf euch
schimpft, dann lächelt ihr und entschuldigt euch ... aber ihr sorgt
euch sogleich wieder um ihn. Nun, ihr seid also fürsorglich und lächelt
oft dabei!
37. Doch erlaubt ihm,
trübsinnig herumzulaufen und auf euch zu schimpfen: was das soll, warum
ihr euch ihm hier aufzwingt, warum ihr ihn kämmt? ... ‹Entschuldige,
mein Schatz› – doch das ist alles, und weiter so auf diese Weise. In
Ordnung.» - Das Lächeln des Lehrers wurde vom Gelächter der Frauen
begleitet.
38. «Wenn ich etwas im
Haushalt nicht erfüllen kann (nun, ich habe es vergessen oder nicht
geschafft), so stellt mir mein Mann oft die Frage: ‹Bedeutet dir denn
meine Welt etwas (ist sie dir teuer)?› Er erklärt, dass ich dies
erfüllen soll, koste es, was es wolle. Zunächst antworte ich: ‹Ja,
teuer.› Und jetzt merke ich, dass so eine Welt, die sich nur mit ihrem
eigenen Wert beschäftigt, mir nicht mehr teuer ist. Ist mein Standpunkt
richtig, oder stammt er von meinem Egoismus?"
39. «Welcher Standpunkt?»
40. «Nun, ... was tun, wenn der Mann das nächste Mal fragt, ob mir seine Welt teuer sei?»
41. «Antworten:
‹Teuer.› Aber in einem bestimmten Moment kann man versuchen, darüber zu
reden: was möchte er in Wirklichkeit von euch?
42. Ihr könnt eure
Besorgnis äußern (wiederum behutsam und sorgfältig), dass, wenn es so
gefordert werde, diese Welt in so einem Fall aufhöre, teuer zu sein,
sie verliere unvermeidlich ihren Wert.
43. Wenn er wünscht,
dass ihr etwas richtig macht, so ist es besser, dies etwas einfacher
abzusprechen: was er wünscht, wie ihr das nach seinem Wunsch tun sollt,
und ihr werdet euch weiter bemühen.
44. Hier wird alles auf
solch eine Weise weiterlaufen, wo entweder der Mann bestrebt ist, in
euch auch irgendeinen Wert zu sehen und diesen schätzt und lernt, euch
zu verstehen (dann wird er sich einfacher bei etwas verhalten, er wird
verstehen, dass ihr gegebenenfalls etwas nicht bewältigt und dass es
sinnlos ist, so etwas zu fordern), oder er sieht nur seine eigene
Bedeutsamkeit und versucht nicht, eure Realität zu verstehen.
45. Für ihn als einen
Gläubigen ist es auch sehr wichtig, eine bestimmte Realität zu
verstehen und sie anzunehmen und dann zu versuchen zu helfen, indem er
sich auf diese Realität bezieht (aber so wie sie ist).
46. Man darf euch nicht
idealisieren und sich sofort auf etwas Ideales stützen. Das wäre ein
großer Fehler. Man wird doch verstehen müssen, welche markante
Besonderheit jedem von euch eigen ist.
47. Und wenn er nicht
danach strebt, das zu verstehen, dann ... kann alles bei euch
letztendlich zusammenstürzen. Hier kommt alles darauf an, wie schnell
einer von euch zu begreifen anfängt. Und je geduldiger derjenige ist,
gegen den die Angriffe gerichtet sind, umso länger wird euer Bund
halten.
48. Aber er wird schwer
aufrechtzuerhalten sein, wenn einer von euch beiden keine letztendlich
richtigen Bemühungen aufbringt. Dann ist es einfach eine Frage der Zeit
– wann eure Beziehung zueinander zerbrechen wird. Das heißt, die
Einheit eurer Seelen wird auf alle Fälle zerstört werden. Hier muss man
unbedingt so eine Voraussetzung verstehen.
49. Denn in vielen
Fällen lebt ihr mit dem Mann doch nur noch formell zusammen. Ihr
möchtet nicht als Ungläubige erscheinen, ihr dürft ihn quasi nicht
verlassen, aber wenn man sieht, wie ihr lebt - viele von euch sind
schon gar keine Familie mehr, sie besteht einfach nicht, ihr lebt
sozusagen formal zusammen. Da gibt es den Mann ... ihr habt quasi kein
Recht, ihn zu verlassen – das ist alles. Doch im Innern gibt es schon
gar kein richtiges Kommunizieren mehr. Und es gibt nicht wenige solcher
Familien.
50. Das alles kommt daher, wenn keine richtigen Bemühungen wenigstens von einem in eurem Bund aufgebracht werden.
51. Denn wie lange der
andere auch geduldig sein mag, die Ganzheit des Bundes hängt einfach
von der Länge dieser Geduld ab. Je mehr Geduld vorhanden ist, umso
länger wird der Bund bestehen, bei weniger Geduld – wird er kürzer
sein. Aber es ist eindeutig, dass er zerstört werden wird. Und es wäre
nicht richtig, eine Hoffnung zu hegen, dass er für immer bestehen wird.
52. ‹Für immer› kann
gelten, wenn die richtigen Bemühungen beiderseits eingesetzt werden.
Dann wird es lange möglich sein, das ist eine gute Freundschaft, eine
wunderbare Freundschaft. Aber man muss diese gemeinsamen Bemühungen
aufbringen können.»
53. «Nach dem letzten
Treffen mit Dir habe ich verstanden, dass wir keine normale
Naturfamilie haben: Mein Wunsch nach intimer Beziehung ist weg wegen
der dauernden Unzufriedenheit meines Mannes über meine Handlungen
(meistens über alle Handlungen), und so wie er sagt, brauche er keine
intime Nähe (nur als Antwort auf meinen Wunsch hin beginne er mit
intimer Nähe). Soll ich die Frage über das Weiterbestehen unserer
Naturfamilie aufwerfen, wenn weder ich noch mein Mann bis jetzt den
Wunsch haben, eine Familie mit einem anderen Partner zu gründen?»
54. «Vielleicht hat es jetzt keinen Sinn, diese Situation unter solchen Umständen in irgendeiner Weise endgültig zu lösen.
55. Aber man sieht
daran, so, wie die Situation jetzt beschrieben wurde - dass die Familie
bereits nicht mehr besteht. Das heißt, es ist im Grunde genommen keine
Familie im geistigen Sinne. Es sind einfach Leute, die nebeneinander
leben, die unterschiedliche Ideen und unterschiedliche Interessen
haben, sie bringen jedoch kein richtiges Bestreben zu einer Verbindung,
zu einer Einheit der Bemühungen auf, und folglich gibt es diese Einheit
eigentlich nicht.
56. Wenn es sie in
einem bestimmten Maße noch ein klein wenig gibt, so beginnt sie doch
immer mehr zu verlöschen. Das heißt, wenn es irgendein Fünkchen gibt,
so verweilt es im Stadium des Verlöschens, und es kann schon sehr bald
endgültig völlig verschwinden (falls es nicht schon verschwunden ist).
Aber unter solchen Umständen kann man durchaus sagen: Es gibt keine
Familie mehr.
57. Das Einzige, was
man betrachten kann: Ob man jetzt irgendwelche Schritte unternehmen
muss? Aber wenn - wie in diesem Fall schon erwähnt wurde - es kein
Bedürfnis von der einen wie auch von der anderen Seite gibt, eine neue
Familie zu gründen - so eilt es wohl nicht mit der Trennung, das ist
nicht unbedingt notwendig.
58. Es ist in Ordnung,
wenn ihr versucht, befreundet zu sein. Ihr tut sowieso etwas zusammen
und lernt sowieso einander zu helfen. Im Grunde genommen könnt ihr
eigentlich keine Eheleute mehr sein, aber ihr seid sowieso Bruder und
Schwester, die sich bemühen, hilfsbereit zu sein, und die sich bemühen,
nützlich zu sein.
59. Als Gläubige sollt
ihr danach streben, für diejenigen, die um euch sind, nützlich zu sein,
für diejenigen, neben denen ihr euch in diesem Moment befindet. Und ihr
bemüht euch eben dann unter gerade diesen Umständen, den für euch
bestimmten Gesetzen, den heiligen Sakramenten, zu entsprechen.»
60. «Eine verheiratete
Frau arbeitet im Garten, bekleidet mit einem kleinen Oberteil und
kurzen Höschen. Auf dem benachbarten Grundstück arbeitet ein junger
Mann. Und da bleibt seine Arbeit liegen, die Frau spürt seinen Blick
auf sich ruhen. In ihr kommt Verlegenheit auf, es entsteht der Wunsch
wegzugehen und das nächste Mal mehr Kleidung überzuziehen. Soll man
solch eigenen Gefühlen vertrauen? Oder soll man die Arbeit nach
Überwindung der Verlegenheit fortzusetzen?»
61. «Also, wenn ihr dem
Nächsten helfen wollt, damit er seinen Gemüsegarten doch noch bestellt
...» - sagte der Lehrer unter dem Gelächter der Zuhörer. –
62. «Je nachdem,
welches Ziel man hier verfolgt. Um seine Verlegenheit zu überwinden –
kann man auch ganz ohne Kleidung hinausgehen (die Hauptsache ist, man
überwindet sich selbst!) Aber dann wird das ganze Dorf seine Arbeit
einstellen und niemand wird imstande sein zu arbeiten,» lächelte der
Lehrer wieder. –
63. «Hier muss man die
Situation verstehen. Dies wird bei dem Mann, in dessen Blickfeld ihr
geraten seid, unvermeidlich eine Erregung hervorrufen.
64. Also, Ich kann hier
nur so, mit einem Lächeln, diesem Thema begegnen. Doch irgendwie etwas
eindeutig zu sagen, das ist hier auch unmöglich.
65. Man kann nicht
sagen, dass es vom Gesetz her verboten ist, es so zu machen.
Andererseits müsst ihr verstehen, dass die Aufmerksamkeit unvermeidlich
gefesselt wird, und ihr werdet es spüren.
66. Und je markanter
die Aufmerksamkeit ist, je ‚kräftiger’ die Aufmerksamkeit auf euch
gerichtet wird, umso stärker werdet ihr an euch die Berührung eines
anderen Menschen spüren. Das ist also unvermeidlich. Aber Ich kann
nicht sagen, dass dies irgendeine Übertretung sei. Seht hier selbst.
67. Wenn man hier
wiederum irgendeine physiologische Besonderheit erwähnt, so sind solche
Empfindungen für den Mann wirklich gesund (für seinen Organismus)» –
der Lehrer und alle Anwesenden lachten auf. – «Sie verjüngen ihn.
68. So, fragt
untereinander um Rat, damit ihr sodann nicht irgendwelche
offensichtlichen Übertreibungen macht. Jetzt aber ist es unmöglich,
etwas aufgrund des Beschriebenen kategorisch zu bezeichnen.»
69. «Soll ich meinem
Mann sagen, dass ich keine Ehefrau für ihn sein kann, weil ich ihm
nicht völlig dienen kann, obwohl ich es versuche? Ich habe diese
Schlussfolgerung gezogen: Um ihm zu dienen, muss man sehr stark sein,
sich über die eigenen und über seine Schwächen erheben, und ich habe
nicht genug Kräfte dafür.»
70. «Das ist keine
richtige Einschätzung. So darf man es nicht bestimmen, dass du keine
Ehefrau bist (aufgrund solcher Besonderheiten, die jetzt bezeichnet
wurden). Das ist nicht richtig.»
71. «Die Ehefrau bittet
ihren Ehemann, an den Arbeiten, die mit ihrer persönlichen
Beschäftigung verbunden sind, teilzunehmen (dort wurde die männliche
Hand gebraucht). Der Mann will nicht helfen, er argumentiert damit,
dass er sehr viel Wichtiges zu tun habe. In diesem Moment kommt ein
Bruder und bittet ihn um irgendeine Hilfe. Der Mann lässt alle seine
wichtigen Dinge sein und geht mit ihm, um zu helfen. Wie soll die
Ehefrau darauf in der rechten Weise reagieren?»
72. «Immer sanftmütig
reagieren. Dann gemäß den eigenen Möglichkeiten den Bedarf selbst
erledigen und sich Mühe geben, nicht gekränkt zu sein und auf keinen
Fall zu verurteilen.
73. Grundsätzlich kann
man natürlich seine Handlungen gegebenenfalls als unrichtig bezeichnen,
obwohl, das muss man noch anschauen: welches waren seine Empfindungen
und warum greift er eben da zu.
74. Hier kann solch
eine Reaktion von seiner Seite aus nicht zufällig sein, und sie kann
gerade darauf gerichtet sein, dass es bei euch eine erhöhte Forderung
gegenüber dem Mann gibt. Dann wird er eine Unlust verspüren, euch zu
helfen, die er einfach nicht bewältigt zu überwinden. So etwas kann
durchaus vorkommen.
75. Denn es kommt vor,
dass ihr mit Forderungen, die ihr in Richtung des Mannes ausdrückt,
stark übertreibt, und ihr beginnt, ihn so heftig zu schütteln, irgendwo
sogar auch mit der Hoffnung, dass er von euch weg nirgendwohin
verschwinden kann, dass er nicht ohne euch leben kann, dass er nur den
Hang zu euch hin verspürt.
76. Man kann sogar
solch eine Parallele ziehen – lasst uns an das einfache russische
Sprichwort erinnern: "Willst du einen Menschen erkennen – so gib ihm
Macht." Die Frau versteht in einem gewissen Maße, dass sie eine
bestimmte Macht über den Mann haben kann.
77. Und wenn der Mann
seine Verliebtheit ausdrückt, beginnt er, an dieser Frau zu hängen;
folglich kann sie sofort spüren, dass sie fähig ist, ihn zu leiten, ihn
nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, so, wie es ihr einfällt. Das heißt,
ihre Launen kommen schnell zum Ausdruck, und sie beginnt, mit dem Mann
einfach wie mit einer Puppe zu spielen.
78. Und je schwächer
wiederum der Mann ist (dieser Teil soll unbedingt unterstrichen
werden!), umso mehr wird er sich den Launen unterwerfen, die vonseiten
der Frau geäußert werden.
79. Im Laufe der ganzen
Geschichte gibt es nicht wenige solcher Beispiele, wo die Frau leicht
verstehen kann, was für eine große Macht sie bisweilen über den Mann
haben kann. Eine große Macht! Nun verhält es sich dem entsprechend: Gib
dem Menschen Macht – und du wirst ihn gut kennen lernen. Das heißt,
gerade hier beginnen viele Dummheiten ausgedrückt zu werden.
80. Seid also
aufmerksam gegenüber euren Zuständen und Empfindungen, die ihr in dem
einen oder anderen Moment im Erleben dem Mann gegenüber zu verspüren
beginnt, wo ihr irgendeinen Wunsch in seine Richtung zu äußern
versucht, irgendeine Bitte an ihn. Seid da aufmerksam, wie ihr dies tut.
81. Erlaubt ihm das,
was ihr wünscht, nicht zu erfüllen, und stimmt euch so ein, dass ihr
euch dazu so wohlwollend wie möglich verhaltet, das heißt, so
ausgeglichen wie möglich. Bedauert es nicht, seid nicht gekränkt.
82. Nicht selten kommen
von eurer Seite Übertreibungen vor, und die Reaktion von Seiten des
Mannes ist in diesem Fall natürlich. Wiederum, je schwächer er in
irgendwelchen eigenen geistigen Eigenschaften ist, umso weniger wird er
fähig sein, solchen eigenen Wünschen zu widerstehen, die sich gegen
eure Forderung richten.
83. Und bei ihm werden
sich auch Launen einstellen, er wird sich verweigern, obwohl er jeden
Moment bereit ist, auf die Bitte eines anderen hin mit Hilfe zu
antworten. Aber es wird ihm sehr schwer sein, sie euch gegenüber zu
leisten. Dies kann durchaus so sein. Nicht unbedingt eindeutig, aber es
kann durchaus vorkommen.
84. Darum bleiben wir jetzt vorab an dieser Seite der Frage stehen, damit ihr einfach aufmerksam seid.
85. Und eure Aufgabe
ist es – euch möglichst ruhiger und einfacher den Umständen gegenüber
zu verhalten, wo es der Mann nicht wünscht, eure Bitte zu erfüllen. Ihr
werdet sagen: ‹Nun gut. Nein? Klappt es nicht? Gut, ich werde es selbst
machen, so, wie ich es kann.› Und sucht ruhig nach Wegen, dies zu
bewerkstelligen.
86. Aber lasst diese
Situation los, fangt nicht an, in eurem Kopf so etwas abzuspielen wie:
was ist das nur für ein Mann, wenn er das nicht macht ...? Man muss
nicht brummen, denn ihr werdet eine negative Seite in eurem Inneren
entwickeln und in ernste Sorgen hineingeraten.
87. Und selbst, wenn
ihr dem Mann nichts sagt, nichts mit Worten ausdrückt, werdet ihr
beginnen, euren Bund zu zerstören. Er wird dies spüren. Er wird sich
dessen nicht unbedingt bewusst sein, aber er wird spüren, dass sein
Wunsch, sich auf euch zuzubewegen, verschwindet. Ihr selbst werdet
beginnen, ihn abzustoßen.
88. Und hier wird alles
darauf ankommen, wie stark er an euch hängt. Je weniger er an euch
hängt, umso schneller wird er sogar eine völlige Abtrennung von euch
fühlen, und es wird ihm sehr schwer fallen, sich auf euch einzustimmen.
Ihr werdet diesen Bund einfach selbst zerstören.
89. Darum sollt ihr möglichst wenig voreinander herumjammern. Darauf kommt sehr vieles an. Vergesst das nicht!
90. Angenommen, selbst
wenn ihr (Ich unterstreiche das noch einmal) dies alles schweigend
durchmacht, aber im Inneren jammert - dies zerstört euren Bund,
zerstört ihn eindeutig! Dies zersägt ihn, zerschlägt ihn, zerrüttet ihn
... Darum kommt einfach alles darauf an, wie fest euer Bund ist.
91. Ist er grob, wird
dieser Zerstörungsverlauf nicht sogleich sonderlich bemerkt werden.
Aber er wird sowieso seine Rolle spielen. Wenn dieser Bund nicht so
stark ist, so wird er (der Zerstörungsverlauf) sehr schnell als etwas
verspürt werden, das eure Neigung zueinander schnell zerstört.»
92. «Die Ehefrau bat
den Ehemann, ihr zu helfen, schwere Kartons zu tragen. Der Mann sagte
zu und lenkte sich aber mit der Lektüre in seinen Zeitschriften für
Funktechnik ab. Soll man den Mann in diesem Moment an die Kartons
erinnern, oder sanftmütig warten, bis er genug gelesen hat und sich
selbst an die Kartons erinnert?»
93. «Man darf noch
einmal daran erinnern. Aber seht, wie ihr dies macht. Falls ihr es
schafft, es so zu erwähnen, wie beim ersten Mal - in Ordnung. Wenn es
mit Druck geschieht (weil ihr es schon wiederholt) – das ist sodann
nicht gut. Darum bemüht euch, dies noch einmal möglichst schlicht zu
erwähnen.
94. Und wenn wieder
keine Reaktion erfolgt – nun, dann schiebt sie mal an, so, wie ihr
könnt, niemand zwingt euch in diesem Fall, sich etwas zu brechen, zu
zerreißen ... sich zu überanstrengen und vor den Kartons hinzufallen.
Nein. Nun, versucht sie zu verschieben, soweit ihr es vermögt. Merkt
ihr aber: dies geht über meine Kräfte – so soll man sich nicht
überfordern, lasst diese Kartons in Ruhe, versucht, zwischen ihnen
hindurch zu lavieren, als ob sie nicht existieren würden.
95. Wenn er stolpert
und fällt – was nun ... er wird schnell verstehen: warum stehen sie
denn hier? Aber erlaubt ihm, euch anzuschreien: ‹Warum sind die Kartons
nicht weggeräumt?!› (Die Frauen lachen auf). Sagt: ‹Oh, entschuldige,
hab’ ich übersehen. Verzeih, ich bin nachlässig.›»
96. «Wenn ich sie aber
verschiebe – so ist der Mann im Gegenteil unzufrieden. Wenn ich es
selbst mache, so sagt er: ‹Warum machst du das? Ich habe doch gesagt,
dass ich das tun werde.› So eine gegenteilige Reaktion. Soll ich es
dann unterlassen?»
97. «Man kann es
lassen, wenn er vorhatte, es selbst zu tun. Das ist möglich. Schau hier
einfach, warum du wolltest, dass sie eben in diesem Moment weggeräumt
werden. Wenn es keine sonderliche Rolle gespielt hat (dass sie jetzt
gleich weggeräumt werden sollten), dann beruhige dich.
98. Das ist nur nötig,
wenn du siehst, dass es gerade jetzt sehr notwendig ist, sie
wegzuräumen. Aber dann kannst du einfach im Voraus sagen: ‹Sie sollten
jetzt weggeräumt werden, wenn es bei dir nicht klappt, dann werde ich
sie wegräumen.› Aber wenn er wiederum zuversichtlich sagt: ‹Nein, rühr
sie nicht an! Ich werde sie selbst wegräumen,› – gut, lass sie stehen.»
99. «Ich frage den in
mich verliebten ledigen Mann, wie ich ihm in Situationen, wo es in ihm
‚brennt’, helfen kann. Er hat geantwortet: ‹Durch Umarmen.› Ist so eine
Hilfe meinerseits richtig, falls ich keinen inneren Wunsch habe, ihn zu
umarmen? Sollte man mit einer bewussten Willensanstrengung umarmen, in
der Meinung, dass meine Unlust mit Egoismus verbunden ist?»
100. «Nein, es ist
nicht richtig. Solch eine Frage zu stellen – da muss man vorsichtig
sein. Sonst könnten viele Wünsche verschiedenster Art euch gegenüber
ausgedrückt werden.
101. Wenn ihr bei
etwas helfen wollt, so müsst ihr etwas genauer verstehen, bei was ihr
helfen wollt. Helfen, bezogen auf seine Gefühle, damit sie irgendwie
milder erlebt werden? Nun, dann solltet ihr zustimmen, seine Frau zu
werden, und seine Ungestimmtheiten werden milder sein.
102. Bei ihm wird sich
einfach ein anderes Programm einschalten – wie kann man euch besitzen,
und ihr werdet schon irgendwelchen anderen Normen entsprechen sollen.
Das heißt, dies wird ein wenig in ein anderes Flussbett der Besorgnisse
übergehen – inwieweit ihr schon im Weiteren dem, was er in euch sehen
möchte, entsprechen werdet. Aber den ersten Teil der Emotionen werdet
ihr befriedigen, indem ihr zustimmt, seine Frau zu werden.
103. Wenn ihr irgendeine Hilfe anderer Art leisten wollt, so seid also aufmerksam: Bei was eben wollt ihr helfen?
104. Wenn ihr fragt:
‹Wie kann man helfen, wenn er irgendwie in Sorge ist?› – so ist das
eine falsche Frage, eine eindeutige Frage. Er ist doch euretwegen
besorgt, er will ja sehr stark, dass ihr an seiner Seite seid. Seine
Sorge wird eben damit verbunden sein.»
105. «Und darf man ihn nicht umarmen, wenn man dies nicht möchte, sollte man sich nicht dazu zwingen?»
106. «Ja, das darf man
natürlich. Aber wenn ihr ihn schon gefragt habt ... Darum überlegt
eben, was ihr tun wollt, bevor ihr fragt. Sonst fragt ihr, und er
antwortet, und ihr werdet sagen: ‹Nein, ich will doch nicht helfen.›
Ja? Warum habt ihr ihn dann gefragt? Habt ihr nicht euren Wunsch
gezeigt zu helfen?» – lächelte der Lehrer.
107. «Mein Mann hat
sich vorbehalten, dass ich mich während der Arbeitszeit derart äußern
darf: umarmen und im Laufe von zwei - drei Minuten etwas sagen.
Verstehe ich das richtig, dass eben dies für mich die Möglichkeit ist,
meinem Mann gegenüber eine riesige Dankbarkeit auszudrücken, obwohl der
Egoismus piepst und flüstert, dass man es überhaupt nicht brauche, in
solch einer Situation die Aufmerksamkeit des Mannes anzunehmen?»
108. «Alles in Ordnung. Man sollte nicht noch mehr ablenken. Er arbeitet. Alles ist in Ordnung.»
109. «Das heißt, ist dies gerade meine Möglichkeit, große Dankbarkeit zu äußern?»
110. «Ausgezeichnet,
in Ordnung. Eine normale Situation. Gut, immerhin gibt er für zwei -
drei Minuten diese Möglichkeit. (Der Antwort des Lehrers wurde mit
Lachen begegnet). Weil es nämlich so eine Art Konzentration gibt, wo
man es selbst nicht einmal für eine Minute erlauben kann, dass einen
die Frau ablenkt. Das heißt, das sind normale Bedingungen. Lauft
einfach alle fünf Minuten für zwei – drei Minuten hin ... (Alle lachten
wieder auf).
111. Das heißt, in
erster Linie ist die Achtung vor der Arbeit des Mannes wichtig.
Grundsätzlich müsst ihr unbedingt gestatten, dass es die Bedingung
geben kann, dass ihr gar keine Möglichkeit habt, in diesem Moment zu
ihm zu kommen. Das heißt, das ist durchaus in Ordnung.
112. Alles kommt
darauf an, inwieweit er konzentriert ist, inwieweit es ihm schwer
fällt, sich zu konzentrieren. Einem fällt die Konzentration schwer,
darum kann selbst eine geringe Ablenkung der Aufmerksamkeit ihn enorm
bei seinen Gedanken stören, und danach ist es schwierig, diesen
Gedanken aufs Neue aufzunehmen, ihn zurückzugewinnen und irgendeinen
kreativen Verlauf fortzusetzen.
113. Darum, wenn ihr
so gar keine Möglichkeit habt, wenigstens für ein Minütchen
vorbeizukommen, so ist das auch in Ordnung. Aber wenn es euch auch nur
ein ganz klein wenig irgendwie gelingt, ihn im Vorbeilaufen zu
berühren, zu umarmen, einen Kuss zu geben und mit Lächeln und Freude
weiterzulaufen – so ist das auch alles in Ordnung.
114. Hier braucht man
nicht einmal mehr als zwei – drei Minuten. Ihr seid einfach
herbeigelaufen, habt ihn umarmt, habt eure Zärtlichkeit in wenigen
Sekunden ausgedrückt - das ist alles, ihr geht weiter, tut eure Arbeit.
Für ihn ist dies durchaus in Ordnung. Das heißt, dies wird ihn nicht
ablenken, das ist alles wunderbar.
115. Hauptsache, ihr
fordert nicht, dass er euch anschaut und unbedingt mit euch spricht.
Erlaubt ihm, dorthin zu schauen, wohin er in diesem Moment zu schauen
wünscht. Eure Aufgabe ist es, einfach eure Zärtlichkeit auszudrücken,
ohne von ihm Aufmerksamkeit euch gegenüber zu fordern. Das ist alles,
das genügt. In diesem Fall lenkt ihr ihn auf keine Weise ab – im
Vorbeigehen hereingeschaut ... und weitergegangen.»
116. «Was tun, wenn mein Mann sagt, dass ich ihn bei allem reize, durch alles reize?»
117. «Nun, dann muss
man darüber reden, ob ihr zusammen leben sollt. Denn wenn ihr ihn in
allem reizt, dann stellt einfach die Frage, ob es überhaupt wirklich
passend ist, weiterhin zusammen zu leben, wenn jede Handlung von euch
bei ihm eine Störung verursacht.
118. Vielleicht ist
das für ihn schon Belastung, es ist kompliziert, und er wagt es einfach
nicht, als erster diese Frage zu stellen, um nicht ungläubig zu
erscheinen, damit ihn später nicht jemand verurteilt, weil er es so
gemacht hat.
119. Aber wenn es auf
euch bezogen schon so geäußert wurde, seid ihr berechtigt, als Erste
diese Frage zu stellen, ob ihr zusammen bleiben müsst. Zumal wenn euch
bewusst wurde, dass ihr alles tut, damit euer Leben in Ordnung kommt,
damit alles prächtig wird, ihr bemüht euch, alles richtig zu tun, aber
man kritisiert euch so - natürlich, dann könnt ihr einfach versuchen,
milde zu sagen, ob es sich lohne, dass ihr mit eurer Anwesenheit seine
Psyche überlastet.
120. Das heißt, ihr
sprecht einfach darüber, inwieweit es wirklich günstig ist, dass ihr
neben ihm seid, denn ihr wünschtet nicht, sein Leben zu zerstören,
wünschtet nicht, seinen inneren Zustand, seine Gefühlswelt zu belasten,
ihr wolltet sie einfach nicht durch eure Anwesenheit verderben.
121. Ihr beginnt,
dieses Thema auf milde, vorsichtige, bescheidene Weise anzusprechen.
Und wenn es von seiner Seite aus etwas gibt, worauf euch hinzuweisen
wäre, so seid froh, dies zu hören, damit ihr nach eurer richtigen
Anstrengung aufhört, ihn zu überreizen. Versucht, euch zu besprechen.
122. Aber in
Wirklichkeit habt ihr schon das Recht, die Frage zu stellen, gerade
wenn auf diese Weise irgendein Anspruch an euch von Seiten des Mannes
geäußert wird, wenn er über seine Unzufriedenheit spricht, die, wie es
sich erweist, generell durch eure Anwesenheit und Bewegung neben ihm
verursacht wird.
123. Wenn man so etwas
sagt, bedeutet das, dass der Mensch auf euch verzichtet (wenn er gerade
so redet!). Das heißt, ihr bemüht euch, und man sagt euch nicht
konkret, was ihr gerade falsch macht, sondern man sagt einfach, dass
ihr ihn durch eure Anwesenheit herausfordert. In Wirklichkeit hat der
Mensch schon auf euch verzichtet, als er diese Aussagen machte.
124. Und wenn ihr
irgendwo eurerseits beginnt, dem Mann gegenüber irgendwelche unsinnigen
Ausdrücke zu gebrauchen, auf ihn zu schimpfen, wenn ihr sagt, dass es
für euch überhaupt schwer ist, bei ihm zu sein und ihn zu sehen - so
werden wir dies dann auch eindeutig als einen Verzicht auf ihn
betrachten.
125. Und wenn der Mann
Mich fragt, was er tun soll, so werde Ich ihm einfach den Hinweis
geben: ‹Geh von ihr weg. Sie ist schon nicht mehr die Deine, du kannst
sie mutig loslassen, wenn du es wünschst.› Ich werde diesen Hinweis
dann geben. Merkt euch das.
126. Das heißt, bevor
ihr dem Mann gegenüber etwas Negatives äußert, müsst ihr von der
Verantwortung für solche Worte Kenntnis haben. Wenn man so etwas äußert
– ist dies natürlich eine anormale Erscheinung.»
127. «Und angenommen,
er sagt: ‹Ich kann mich an nichts Gutes aus dem Leben mit dir
erinnern,› wie soll ich dies einschätzen? Ich sage dann: ‹So bin ich
keine Frau für dich, wie es sich erweist?›
128. «In gewissem Maße
ist es dasselbe, was wir jetzt angesprochen haben. Aber versuche
unbedingt, mit ihm zu besprechen, was er in deinen Handlungen sehen
möchte, sodass es ihm angenehm wäre, das heißt, was er von dir möchte.
129. Und hier kannst
du schon nach einer gemeinsamen Überlegung mit ihm sehen, ob es recht
ist, was er auszudrücken vermag, und ob es wirklich in deinen Kräften
steht, dies zu tun, und überhaupt, ob es in Ordnung ist, das, was er
wünscht, anzustreben.
130. Das heißt, das
ist ein zusätzlicher Anhaltspunkt, wo man versuchen kann, noch etwas zu
berichtigen (aber wiederum nur, wenn etwas Vernünftiges gesagt wird).
In Wirklichkeit ist es so (bezogen auf die Aussagen des Mannes),
natürlich, nicht in Ordnung.»
131. «Und zum Beispiel
mache ich solch eine Bemerkung ... Wenn er etwas hat fallen lassen,
oder seine Handschuhe sind am Ofen verbrannt – so sage ich: ‹Nun, man
muss etwas besser aufpassen.› Und er sagt: ‹Du hast mir gegenüber
Ansprüche.›»
132. «In Wirklichkeit
soll man so etwas nicht unbedingt sagen: man müsse etwas aufmerksamer
sein. So als wenn er gleich danach ganz aufmerksam wäre.
133. Das ist so, als
ob du mit diesen Worten ‹man müsse aufmerksamer sein›, ‹du bist
unaufmerksam› gesagt hättest. Du hast ihn also beschuldigt, nur in
einer etwas anderen, einer milderen Form.
134. Das ist nicht
nötig. Nun, verbrannt, es ist halt verbrannt. Sage: ‹Oh, irgendwie habe
ich sie außer acht gelassen.› Nicht er soll sich berichtigen, sondern
du. Schau es vorab von dieser Seite an.
135. Je mehr Ängste es
bei euch gibt (beim Mann oder bei der Frau), umso schärfer werdet ihr
auf irgendeine mit Anforderung verbundene Andeutung reagieren, in
welcher Form sie auch geäußert wurde.
136. Sie können
eigentlich auch harmlos ausgedrückt werden, aber ihr könnt auf sie sehr
scharf reagieren. Und wiederum, je mehr ihr im psychologischen Sinne
müde seid (infolge irgendwelcher Umstände oder Lebensverhältnisse seid
ihr einfach etwas ausgelaugt, ihr seid müde), umso mehr Explosionen
wird es wegen solcher scheinbar harmlos ausgedrückter Erwartungen geben.
137. Ihr könnt es
selbst an euch bemerken: es kommt vor, dass ihr euch beeilt, etwas zu
tun, und an dem einen Tag gelingt euch nichts, irgendwie klappt es gar
nicht ... So stellt euch vor, dass der Mann an diesem Tag neben euch
steht und euch ständig – tuck-tuck, tuck-tuck ... sagt: ‹Warum bist du
unaufmerksam?! Wo sind deine Hände? Warum steht denn bei dir alles im
Weg? Was machst du denn?›
138. Und wenn dies
anfängt, regelmäßig geäußert zu werden, so fängt es dann an, so ernst
zu wirken wie ein Wässerchen: tropf, tropf auf eine Stelle ... und es
beginnt, ein Löchlein durchzuschlagen. Darum seid auch hier aufmerksam:
wie oft muss etwas gesagt werden?
139. Wenn die
Handlungen des Mannes besonders ungeschickt sind, und wenn ihr dazu
neigt, eben von dieser Position aus solche Bemerkungen zu äußern, so
werdet ihr sie unter solchen Umständen oft äußern müssen.
140. Aber wenn ihr
dies schon oft gesagt habt, so ist das für euch quasi normal: nun, ihr
habt es noch einmal gesagt ... ihr habt es schon zehn Mal an diesem Tag
gesagt. Anscheinend weist ihr auf normale Sachen hin.
141. Aber dann von
seiner Seite aus ... wird ihn dies allmählich herausfordern. Er wird
beginnen, sich dann wirklich zu ärgern, verwirrt zu werden, und das
wird sodann unangenehm sein. Darum haltet es unter Kontrolle. Möglichst
wenige Vorwürfe. Ihr kommuniziert ja nicht mit einem kleinen Kind.
142. Wenn ihr ein Kind
belehrt, aufmerksam zu sein, dann muss man natürlich sagen: ‹Hier, da
muss man aufmerksamer sein, hier muss man vorsichtiger sein.› Also, ihr
berichtigt das Kind. Aber es gibt gar keine unbedingte Notwendigkeit,
so etwas einem erwachsenen Menschen zu sagen.
143. Er hat doch nicht
absichtlich seine Fäustlinge so hingelegt, dass sie auf den Ofen
fallen. Das heißt, entsprechend geschaut: ‹Aha, jetzt werden sie
runterfallen. Wunderbar!› – und ist weggegangen; sie sind – ups –
runtergefallen. Er hat das doch nicht absichtlich getan. Vielleicht war
er in Gedanken, hat seine Fäustlinge irgendwie ungeschickt festgesteckt
... hat ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt.
144. Wenn die Männer
nämlich im Schöpferischen verweilen, so werden sie nicht selten recht
ungeschickt in anderen Fragen, die mit dem alltäglichen Leben, mit
irgendwelchen Nuancen, mit Kleidungsstücken, mit noch irgendwelchen
Kleinigkeiten im Hause verbunden sind ...
145. Wenn die Männer
überhaupt irgendwelche Bemühungen einsetzen, so wäre es besser zu
kontrollieren, wie sie das tun. Das ist in Ordnung. Denn sie werden
sicherlich vieles falsch machen, nicht so, wie es erforderlich ist, es
kann wahrscheinlich bestimmt etwas ganz schief laufen. Das heißt, dies
muss man auch wie eine Gegebenheit wahrnehmen, nicht aber hinter ihm
einfach herlaufen und brummen.
146. Dies ist gerade
das Vermögen, einander zu verstehen. Ihr nehmt die Gegebenheit
gegenseitig an – ihr nehmt sie so an, wie es euch entspricht. Ihr habt
dies angenommen, dies akzeptiert, und ihr seht dann im gegebenen Fall,
wie ihr eurerseits demjenigen, der sich neben euch befindet, nützlich
sein könnt, nicht aber, wie er euch nützlich sein kann.
147. Ansonsten hättet
ihr ihn wie eine Ware eingeschätzt: ‹Oh, hier ist etwas schief, hier
bringt er etwas nicht zu Ende, da hilft er irgendwie nicht besonders.›
Aber ihr seht auf ihn wie auf jemanden, der euch helfen soll, der
verpflichtet ist, dies zu tun, und ihr seht, inwieweit er euch nützlich
sein kann.
148. Das heißt, ihr
schätzt den Mann nicht selten als denjenigen ein, der euch dienen soll,
obwohl ihr anscheinend versteht: der Lehrer hat gesagt, dass man dem
Mann dienen soll. Aber mit Trägheit betrachtet ihr den Mann in vielem
als denjenigen, der euch dienen soll. Das heißt, bei euch hat sich noch
keine notwendige Umgestaltung im Bewusstsein vollzogen. Darum muss man
hier auch sehr aufmerksam sein.
149. Dies bringt viele
Verschärfungen, wenn ihr beginnt, diese Beziehung da in der rechten
Weise aufzubauen. Denn, je mehr ihr dem Mann nachzugeben beginnt, indem
ihr, angenommen, eure Widerspenstigkeit aufgebt, je mehr ihr nachgiebig
werdet, umso mehr – merkt euch das! – wird ihm die Verantwortung für
seine Handlungen auferlegt.
150. Und wenn er damit
weitermacht, seine Launen zu äußern, und ihr euch nicht widersetzt, so
werden sich bei ihm solche Umstände einstellen, die anfangen, ihn zu
belehren, weil er sodann anfängt, zu übertreiben.
151. Und entsprechend,
je mehr ihr eure Widerspenstigkeit äußert, umso ebenmäßiger verlaufen
seine Launen euch gegenüber. Das heißt, ihr nehmt einen Teil der
Verantwortung auf euch. Dann sind seine Handlungen euch gegenüber
recht, denn sie sollen euch belehren.
152. Aber wenn ihr
dann nachgiebig seid, kommt ihr auf leichte Weise mit irgendwelchen
Launen von ihm zurecht und macht alles, ohne gekränkt zu sein, von
eurer Seite her richtig - so geht die Belehrungsstunde völlig auf ihn
über. Und im weiteren werden sich dann die Umstände so zusammensetzen,
dass er belehrt wird, denn seine Handlungsweise ist dann überhaupt
nicht mehr angemessen.
153. Und ansonsten
wird sie passend; ansonsten ist alles, was anscheinend von seiner Seite
nicht richtig euch gegenüber geäußert wird, passend. Vielleicht hat er
irgendwo übertrieben, aber im Grunde genommen ist es passend, denn ihr
verdient das wirklich.
154. Warum denn darauf
warten, dass dies bei ihm verschwindet? Niemand wird ihn lehren, denn
es gibt keine Notwendigkeit, ihn zu belehren. Ihr sollt gegebenenfalls
belehrt werden, und so wird er handeln.
155. Darum lernt
vorab, euch selbst zu verändern, und dann werden die Umstände anfangen,
‚für ihn’ zu arbeiten, damit er anfängt, sich zu ändern.
156. Aber dies wird
wiederum nicht sofort geschehen. Das heißt, man wird warten müssen,
indem man von der eigenen Seite her in der rechten Weise mit Geduld
handelt. Macht nichts! Nicht sofort, nicht am heutigen Tag, nicht in
einer Woche, wohl nicht einmal in einem Monat, vielleicht in einem
Jahr, aber unbedingt wird eine Reihe von Lehrstunden geschaffen werden,
die ihm zu sehen verhelfen, dass er in diesem Fall wirklich übertreibt.
Und er wird lernen.»
157. «Nun, eigentlich
bemühe ich mich, alle Interessen meines Mannes anzunehmen, und ich
lasse ihn überall hingehen ... Ich mache den Garten selbst, pflege die
drei Kinder selbst, und trotzdem ‹passe ich ihm nicht als Frau› (so
seine Worte), und als ich ihm eine präzisierende Nachfrage gestellt
habe, bekam ich letztendlich keine Erklärungen von ihm. Ja, wie soll
mein Dienen denn sonst noch aussehen?»
158. «Du bemühst dich weiterhin.»
159. «Das heißt, noch mehr?»
160. «Ja, du bemühst dich einfach weiterhin.
161. Natürlich, das
Vernünftigste ist, jene Erklärung zu finden, die dir helfen wird, etwas
zu ändern. Das heißt, wenn er sagen kann, dass eben diese konkrete
Handlung lieber so und so getan werden soll (nicht so, wie du es
machst, sondern irgendwie anders).
162. Aber es soll
irgendwie argumentativ aufgezeigt werden, vernünftig gesagt werden
(nicht allgemein), was du falsch machst. ‹Und wie?› – ‹Und ich weiß
nicht, wie ich es machen soll› – damit die Unterhaltung nicht so
aussieht, denn sie ist für nichts. Dann wird dir die Einschätzung, was
du denn in Wirklichkeit falsch machst, schwer gelingen.
163. Aber wenn sich
solch ein Gespräch doch ereignet hat, natürlich, so wirst du aus ihm
nichts herausziehen können, du wirst dir nur aber weiterhin Mühe geben
und sagen: ‹Entschuldige, ich werde mich bemühen. Aber wenn es dir
trotzdem gelingt, mir einen Hinweis zu geben ...› Und du wirst sehr
glücklich sein, wenn er einen genauen Hinweis gibt, was eben du anders
machen sollst und wie es besser zu tun ist. Dann wirst du versuchen,
dies mit Vergnügen zu tun.
164. Wenn dies
gelingt, ist es gut, ihr werdet euch mit einem bestimmten Moment der
Erkenntnis bereichern. Wenn es aber nicht gelingt – so ist, natürlich,
daraus schwerlich eine Weisheit zu holen. Weiterhin sollen nur Fleiß
und Geduld bleiben.»
165. «Und wenn, wie Du
sagst, die Realität beginnt, den Mann zu belehren ... Zum Beispiel, er
kommt nach Hause, ‚brennt’ ... ist es richtig, wenn ich ihm vorsichtig
den Hinweis gebe: ‹Sieh, hier, vielleicht belehrst du irgendwen
irgendwo ... mich zum Beispiel oder das Kind. Und es könnte sein, dass
man dich ebenso von der Außenseite her belehrt ...› Ist es richtig, so
einen Hinweis zu geben? Oder ist es nicht richtig?»
166. «Unter solchen Umständen hinweisen? Hier muss man aufmerksam sein. Hat er dich gefragt?»
167. «Er hat nicht gefragt.»
168. «Wenn er nicht
gefragt hat, dann musst du versuchen, sanft zu erfahren, ob er mit dir
über dieses Thema sprechen möchte, ob er eben in der Unterhaltung mit
dir etwas verstehen möchte. Oder nimmt er dich irgendwie so wahr, dass
deine Hinweise von ihm als sehr scharf und sofort als negativ
wahrgenommen werden.
169. Es kann auch ein
Zustand beim Mann vorkommen, wenn er sich so weit von der Frau
distanziert hat, dass jeder Hinweis von ihr für ihn quasi demütigend
ist (quasi!). So etwas kann durchaus vorkommen.
170. Das ist auch ein
anormaler Zustand der Wahrnehmung der Realität, aber er kann vorkommen
und ist ziemlich verbreitet. Darum, wenn er so eine Abwehr gegenüber
deinen Hinweisen hat, so wird es dir nicht gelingen, einen Hinweis zu
geben, und es wäre besser, den Hinweis nicht aufzuzwingen.»
171. «Und wenn er zuhört?»
172. «Und wenn er
zuhört – bitte, natürlich, du kannst mit ihm sprechen, dich zusammen
mit ihm unterhalten. Aber sei aufmerksam: selbst wenn du mit einem
Hinweis von dir Recht hast, beeile dich nicht, ihn ihm unbedingt so
einzutrichtern, dass er sagt: ‹Ja, ich habe verstanden.›
173. Wenn du siehst,
dass er sich widersetzt, irgendwie auszuweichen versucht und deinen
Hinweis nicht annimmt - beruhige dich, hör auf. Ziele nicht darauf ab,
dass er deinen Hinweis unbedingt anerkennt. Sonst wirst du beginnen, es
zu erzwingen, ihm das zu geben, was er wahrscheinlich zur Zeit
tatsächlich nicht braucht. Zur Zeit.
174. Denn jede
Erkenntnis bezüglich einer für diesen Menschen neuen Handlung, so eine
Handlung wurde von ihm vorher noch nicht vollzogen, doch jetzt hat er
verstanden, dass es so getan werden muss und dass es wirklich so
richtig ist - eine jede solche Erkenntnis erhöht das Maß der
Verantwortung in seinem Inneren. Dieses Maß schnellt sofort hoch, je
nachdem, inwieweit es ihm gelungen ist, dies in der rechten Weise zu
verstehen. In dem Maße, in dem dieses Begreifen im Inneren in der
rechten Weise zustande kam, genau so viel wird auch das Maß der
Verantwortung erhöht.
175. Aber wenn seine
innere Welt nicht bereit ist, irgendeinen sogar noch so kleinen Teil
der Verantwortung zu übernehmen, wird er beim Kommunizieren mit dir den
Hinweis, den du ihm gibst, quasi nicht wahrnehmen.
176. Du kannst
versuchen, ihm diesen Hinweis zu geben, und wenn du siehst, dass er auf
keine Weise angenommen wird, so wird man rechtzeitig anhalten müssen.
Folglich ist die Zeit dafür wahrscheinlich noch nicht gekommen.
177. Nach einer
gewissen Zeitperiode werdet ihr wieder zu dieser Frage kommen.
Vielleicht erklärst du diese Frage auch ungeschickt und wirst ein
anderes Beispiel finden, das für ihn leichter zu erfassen ist.
178. Und es kommt auch
vor, dass der Mensch einfach zwei-, dreimal in ein und dieselbe
Situation geraten muss, um einen bestimmten Fehler besser zu verstehen.
Denn wenn er erstmalig in eine Situation hineingeraten ist, so ist sie
ihm einfach noch nicht verständlich.
179. Man muss ihm eine
gewisse Zeit geben, damit er versucht, dieses Thema selbst zu
begreifen. Dann wird danach beim zweiten Mal dein Hinweis leichter in
sein Bewusstsein eingehen. Das heißt, hier beginnen sich die Wege zur
Weisheit unterschiedlich zu äußern, und hier braucht man auch wiederum
Geduld.
180. Es kommt vor,
dass ihr von eurem Zorn mitgerissen werdet, ihr fangt an zu ‚brennen’,
ihr versteht, dass ihr die Situation nicht beherrscht, ihr werdet euch
völlig klar darüber, wie der Mensch es richtig machen sollte und ihr
beginnt, ihn zu schütteln und versucht, es ihm bis zum Ende
einzuhämmern, sodass er sich hinlegt, die Arme ausstreckt und sagt:
‹Schon gut, ich ergebe mich, ich ergebe mich! Ich habe alles
verstanden, du hast Recht. Ich bin in allem mit dir einverstanden.› Und
dann seid ihr beruhigt, habt euch den Schweiß abgewischt, alles ist in
Ordnung und ihr habt gewonnen!
181. Nein. Verfolgt
nicht diese wilde Idee. Dafür kann man auch tüchtig etwas
zurückbekommen, für diese Verfolgung des Ziels,» lächelte der Lehrer.
182. «Lehrer, ich
reagiere schon nicht mehr auf die Beleidigungen meines Mannes, dabei
werden sie immer heftiger und sind mit Deinem Namen verbunden. Aber vor
kurzem hat er mich geschlagen, bis ich blaue Flecken hatte und sagte:
‹Euer Lehrer bringt euch Demut bei.› Habe ich es richtig gemacht, dass
ich beim Abschnittsbevollmächtigten eine Eingabe gemacht habe (Meldung
bei der Polizei)?»
183. «In Ordnung. So etwas ist möglich.»
184. «Schon seit vier
Tagen gibt es weder Schimpfwörter noch Beleidigungen.» (Die Worte der
Frau wurden seitens der Zuhörer mit Lächeln aufgenommen).
185. «Nun ... Das Alte
Testament ... Wenn der Mensch nicht die Wahrheit akzeptiert, so lebt er
nach den Gesetzen des Alten Testamentes. Dort heißt es: „Auge um Auge“.
Wenn du es nicht bist, die schlagen kann, so gibt es diejenigen, an die
du dich laut Gesetz wenden kannst, sie werden ihm die Ohren lang
ziehen», lächelte der Lehrer.
186. «Und Schwesterchen (gläubige Freundinnen) haben mir geraten, bei jemand anderem zu wohnen. Aber ich sehe dies noch nicht ...»
187. «Nun, wenn du es
nicht als notwendig ansiehst – sei also bereit: Wenn er dich noch
einmal schlägt, solltest du jedoch kein Gesuch mehr einreichen. Du hast
ihm selbst weiterhin die Versuchung bereitet, dass er dich schlägt.
Wahrlich, dann sei hier aber aufmerksam.»
188. «Wenn dem Ehemann
im Geschäftlichen etwas misslingt (ein Kunde bleibt weg, Bestellungen
werden storniert), kann dies irgendwie von der Ehefrau beeinflusst
werden?»
189. «Ich weiß nicht.
Man sollte sagen: ‹Mache ich das richtig? ...› - und dann erklärst du,
wie du gehandelt hast. Und nicht einfach so, dass Ich versuchen muss
draufzukommen, was du da tust und ob du es richtig machst.»
190. «Nun, die Frau,
zum Beispiel, hat sehr bescheidene materielle Bedürfnisse. Und der Mann
sagt: ‹Wenn du und ich zusammen in einer bestimmten Weise daran denken
und etwas (in der Vorstellung) modellieren, dann wird es zu uns kommen
...›»
191. «Frage, ob du in der rechten Weise handelst und nenne, was du tust. Und nenne es genau.»
192. «Als ob ich an ihm ein wenig Rache übe ...»
193. «Ob es richtig ist, dass du dich an deinem Mann ein wenig rächst?» (Die Zuhörenden lachten auf.)
194. «Dann nehme ich die Frage zurück.»
195. «Zuerst muss man
klären, ob ihr etwas richtig macht. Und je mehr ihr etwas falsch macht,
eine umso stärkere negative Auswirkung hat diese Situation auf euer
Leben. Darum müsst ihr zuerst klären, inwieweit ihr in dem gegebenen
Moment den einen oder anderen Schritt in der rechten Weise macht.
196. Nicht aber so:
Ohne diese Frage zu stellen, schaut ihr, welchen Einfluss ihr auf die
eine oder die andere Situation ausüben könnt, ohne diese Schritte zu
betrachten. Betrachtet zuerst den Schritt, und eure weitere Aufgabe ist
es, das, was ihr als Nichtrichtiges verstanden habt, nie wieder zu tun.»
197. «Lehrer, darf ich
eine Frage stellen? Wenn man von einer gegenseitigen naturgegebenen
Liebe zu einem Mann träumt, so möchte man Aufmerksamkeit und Fürsorge,
man möchte Liebe von seiner Seite. Oder sind solche Vorstellungen nicht
richtig?»
198. «Das ist in Ordnung. Der Wunsch ist in Ordnung.»
199. «Oder muss man
sich darauf vorbereiten, dass er so streng ist?» (Die Frage wurde von
den zuhörenden Frauen mit Lächeln entgegengenommen.)
200. «Man kann bei
sich selbst im Inneren nachfragen und eine Situation auch so
betrachten. Es kann durchaus so sein, dass sich die Situation so
entwickelt. Und man muss sehen: Bist du denn dazu bereit? Denn in euren
Beziehungen wird sich die Harmonie nicht dadurch ergeben, welche
Aufmerksamkeit er vor allem äußern wird. Das heißt, du musst über
dieses Thema nicht besonders nachdenken.
201. Dieser Wunsch ist
in Ordnung, denn er gehört zur Harmonie. Wenn ihr euch einander eine
normale gute Aufmerksamkeit schenkt – so ist dies die Harmonie.
202. Und weiter bildet
sich die Harmonie je nachdem, wie streng die innere Welt des Mannes
ist. Es kann sein, dass er überhaupt nie Zärtlichkeit erlebt hat: nicht
in der Kindheit und nicht in den Jugendjahren – nie, und er kann sie
einfach nicht äußern. Nun, dann ist es einfach sein Wesen. Aber das ist
auch die Harmonie.
203. Das, was er dir
gegenüber äußert (kärglich und zurückhaltend), das ist auch die
Harmonie, die auf seiner Veranlagung beruht. Mehr wird er nicht machen.
204. Darum solltest du
deine Aufmerksamkeit nicht besonders darauf richten. Deine Sache ist es
– inwieweit du dich bemühst, ihm Aufmerksamkeit zu schenken.
205. Das heißt, wenn
du mit irgendeinem Manne zusammen sein willst, schaust du einfach vor
allem darauf, inwieweit du bereit und willens bist, ihm gegenüber deine
Aufmerksamkeit zum Ausdruck zu bringen, inwieweit du ihm helfen willst
und wie du dies tun möchtest. Das heißt, du siehst vor allem diese
Seite an – deine Seite – nicht aber seine Seite.»
206. «Und wenn es noch keinen konkreten Mann gibt, und man möchte einfach Hilfe vom Mann und man wartet darauf?»
207. «Das ist
natürlich. Das ist in Ordnung. Aber weißt du, verweile nicht in steter
Aufmerksamkeit bei diesem Thema, spitze nicht deine Aufmerksamkeit
darauf zu. Denn du wirst dich ganz leicht in schwierige
Gemütsbewegungen bringen, in unnötige Missstimmungen, wenn du stets
darauf wartest.
208. Das kann dich zur
Müdigkeit bringen, kann dazu führen, dass zusätzlich noch Ängste
hochkommen, und du beginnst, die Aufmerksamkeit auf sie zu
konzentrieren, und es wird dir so vorkommen, als seiest du nichts wert,
als ob dich niemand braucht (wenn du darauf immer noch wartest, aber es
immer noch nicht kommt).
209. Und du wirst
beginnen, dich immer schneller in dein Inneres hineinzudrehen. Und je
mehr es sich drehen wird, umso mehr Unannehmlichkeiten und komplizierte
Folgen wird dies bringen.
210. Nun, man möchte ... Das ist in Ordnung. Der Wunsch ist in Ordnung, aber spitze nicht deine Aufmerksamkeit darauf zu.»
211. «Ich habe nachts
manchmal Probleme mit dem Blutdruck, und man muss einen Arzt kommen
lassen. Mein Mann sagt zu mir: ‹Und wofür brauchst du einen Arzt?› Ich
versuche, ihm das nach meinen Kräften (die ich in diesem Moment habe)
zu erklären. Aber er sagt zu mir: ‹Ich fühle aber nicht, dass du einen
Arzt brauchst.› Darf ich in dieser Situation da auf dem Meinen
bestehen? Oder soll ich es irgendwie selbst lösen?»
212. «Was ist das - „darauf bestehen“?»
213. «Nun, damit er trotzdem losgeht, um einen Arzt zu holen.»
214. «Und wie darauf bestehen?»
215. «Nun, ich weiß nicht ...»
216. «Darauf bestehen heißt, etwas zu tun. Etwas genauer – was tun? Man kann unterschiedlich auf etwas bestehen.»
217. «Vielleicht, ihm gegenüber zehn Mal wiederholen, was ich brauche ...»
218. «Zehn Mal? Ist dein Blutdruck dann noch normal?» - lächelte der Lehrer und die Frauen lachten.
219. «In welchem
Intervall wirst du diese zehn Male wiederholen? Bis zum Morgen? Bis
sich der Blutdruck beruhigt hat? Er macht sich womöglich gerade auf den
Weg und du sagst: ‹Du brauchst nirgendwohin zu gehen, mein Blutdruck
ist normal.›»
220. «Aber wie soll ich mich aus dieser Situation herauswinden? Soll ich selbst kriechen?»
221. «Wenn du es für nötig hältst – zu kriechen – es liegt nichts Gesetzwidriges darin.»
222. «So, ich weiß nicht, wie ich auf diese Situation reagieren soll. Ich habe Angst, verstehst du?»
223. «Wovor hast du Angst?»
224. «Ich habe einfach Angst, ihm mein Leben anzuvertrauen ...»
225. «Tu das, was du
für deine Gesundheit für günstig hältst. Wenn man gehen muss, um einen
Arzt kommen zu lassen – dann geh und lass ihn kommen. Oder was noch?»
226. «Wenn ich selbst nicht kann, was soll ich dann in dieser Situation tun?»
227. «Akzeptiere die Situation geduldig. Wenn er nicht gegangen ist – gut so. Wovor hast du Angst?»
228. «Wenn man sterben soll, so heißt es, stirb ruhig?»
229. «Nun, und was denn? Was gibt es denn hier Schreckliches?» (Diesen Worten des Lehrers wurde mit Lachen begegnet.)
230. «Das möchte ich nicht!»
231. «Möge er lieber
als erster sterben, ja?» - lächelte der Lehrer. «Weißt du, du stellst
die Frage, wie du den Mann zwingen kannst ... So wollen wir dieses
Thema jedoch nicht betrachten - „auf welche Weise zwingen“. Auf keine
Weise!
232. Wir betrachten,
was ihr richtigerweise tun dürft, nicht aber, wie man den Mann zwingen
kann. Natürlich kannst du versuchen, ihm etwas vorzuschlagen. Aber dann
sollst du von der Gegebenheit, wie sie entsteht, ausgehen.
233. Man kann ein Kind
zwingen, wenn ihr ihm etwas beibringt. Dann könnt ihr irgendwie darauf
bestehen, irgendeine Strenge anwenden, ihr könnt es zwingen. Aber so
kann man es mit einem Erwachsenen nicht machen.
234. Du wirst einfach
wissen, dass man dies nicht tun kann, er kann dies nicht einschätzen.
Deshalb sollst du also entsprechend dem Verständnis dieser Situation
irgendwelche Handlungen, die für deine Gesundheit günstig sind,
unternehmen. Das heißt also, du musst so eine Wahrscheinlichkeit der
Ereignisse irgendwie im Voraus berücksichtigen.
235. Und was brauchst
du dann dafür? Vielleicht bereitest du etwas irgendwie vorausschauend
vor, was es dir ermöglichen wird, diese Aufgabe zu lösen und was dir
später helfen wird. Nun, du kannst bestimmte Vorbereitungen treffen,
wobei du weißt, dass dein Mann so eine interessante Art der Lösung
dieser Situation haben kann - das ist auch gut!
236. Deine Aufgabe ist
es, auf keinen Fall gekränkt zu sein. Das ist die Situation, die du
verdienst. Du hast einen sehr harmonischen Bund, der auf deine
Besonderheit hin berechnet ist. Alles ist in Ordnung. Ihr findet
nämlich das, was für euch am günstigsten ist - wir erkennen es, wir
freuen uns, und wir sind dankbar für die Realität!»
237. «Sie sind in der
(Einigen) Familie», setzte eine der zuhörenden Frauen hinzu. «Dürfen
dann Männer diese Frage betrachten, damit sie dem Mann irgendwie
erklären, dass es ihr nicht gut geht? Obwohl man ihm das schon erklärt
hat, und er es sowieso nicht versteht. Was sollen dann weiter die
(Einige) Familie oder die Männer machen? Diese Frage loslassen und
nicht mehr weiter betrachten?»
238. «Natürlich. Die
Frage sein lassen und irgendwelche Varianten betrachten, damit sie sich
in diesem Fall auf irgendeinen anderen Mann stützen kann.»
239. «Heißt das, es
sollte jemand in der Nähe sein, damit sie irgendwie zu ihm kommen kann
oder bei diesem Manne übernachten kann, ja?»
240. «Ja, ja. Er wird
wissen, dass, wenn sie in der Nacht auftaucht, dann heißt das, er soll
irgendwohin rennen - er springt schnell auf, läuft los und lässt den
Arzt kommen. Oder er hört das Schneegeknirsche – sie kriecht! - und er
ist schon weg ... (Lachen begleitete das Lächeln des Lehrers.)
241. Aber ihr sollt
Lösungswege suchen. Nicht, wie kann man jemanden zwingen, nicht, wie
kann man jemanden unbedingt überreden, damit er es richtig versteht.
Nein. Sucht Wege, geht mit dieser Situation so um, als ob der Ehemann
in diesem Moment nicht da ist.
242. Das heißt, wenn
er diese Aufgabe nicht löst, so gehst du von der Situation aus, dass du
im gegebenen Moment allein bist: Du bist aufgewacht, dein Blutdruck ist
kompliziert. Du bist allein. Was würdest du dann alleine tun? Sitzen
und schreien, warum es keinen Mann gibt, um ihn zu bitten?
243. Du würdest
beginnen, diese Aufgabe zu lösen, unabhängig davon, ob es ihn neben dir
gibt oder nicht. Es gibt ihn einfach nicht. Du nimmst diese Gegebenheit
und beginnst ruhig, diese Situation zu lösen, aber anders. So
betrachtest du diese Frage: Als ob es ihn nicht gäbe - er kann sie
nicht lösen!»
244. «Das ist ihre Seite ... Und dürfen wir von unserer Seite aus diese Frage stellen?»
245. «Wenn ihr diese Situation seht, habt ihr dann das Recht zu versuchen, ihm Hinweise zu geben?»
246. «Nun ja.»
247. «Natürlich habt
ihr das Recht. Versucht, Hinweise zu geben. Wenn er aber auf keine
Weise reagiert, was dann? ‹Wir haben Recht ...› - sagt, was ihr weiter
machen wollt.»
248. «Aber was können wir dann machen, wenn er auf Hinweise nicht reagiert? Die Männer haben schon mehrmals mit ihm gesprochen.»
249. «Ihr habt gesagt
... er nimmt keine Hinweise an. Was soll man tun, damit was? Damit er
irgendwie einen Hinweis annimmt? Folglich: ‹Was soll man tun, um den
Mann zu zwingen, auf das, was wir ihm beibringen wollen, zu hören?› -
so ergibt sich wohl die Frage.
250. Nichts braucht
man da zu machen! Schmeißt überhaupt diese Idee raus – wie man jemanden
zwingen kann, etwas zu tun. Sie soll in eurem Kopfe überhaupt nicht
entstehen.
251. Das ist die
Gegebenheit – der Mensch macht es nicht, er kann es nicht machen. Ihr
seid nicht gekränkt, ihr nehmt ihn ruhig an, so wie er ist, ihr macht
das Eure.
252. Wird der Mensch
seinerseits wach und sagt: ‹Oh, mein Blutdruck, etwas klemmt ... Lauf
ins Krankenhaus, ruf einen Arzt ...› - Lauft ohne weiteres, wenn ihr
imstande seid, dies zu tun.
253. Erinnert euch
nicht daran: ‹Und du bist nicht gelaufen, als ich lag. So lieg du
jetzt›», lächelte der Lehrer. «So eine Art von Gespräch darf es nicht
geben. Ihr lauft ohne weiteres, als ob alles in Ordnung wäre und er
euch stets geholfen hätte, und ihr zahlt ihm mit Vergnügen
Entsprechendes zurück (als wenn er immer geholfen hätte. Anm. d.
Übers.).
254. Aber nie jemanden
zwingen! Betrachtet nie dieses Thema. Nichts und niemanden darf man
zwingen, etwas zu tun. Man darf nur etwas vorschlagen.
255. Geht weiterhin
von dem Gegebenen aus. Wird etwas von jemandem nicht getan – dann sollt
ihr es machen, wenn ihr seht, dass es sowieso getan werden muss. Ihr
schaut, was ihr tun könnt, und genau das ist eure Aufgabe.»
256. «Darf ich mich
für frei halten, wenn ich gleich nach den ersten körperlichen Kontakten
mit meinem Ehemann verstanden habe, dass ich keine naturgegebene
Neigung zu diesem Mann habe. Ich habe ihn nach einigen Treffen
geheiratet, nachdem ich bloß bestimmte seiner positiven Eigenschaften
betrachtet hatte. Eine Weile spielte ich mit Mühe die Ehefrau. Jetzt
aber leben wir schon eineinhalb Jahre wie Bruder und Schwester.»
257. «Ja, in so einem
Fall ist es sodann natürlich kein Leben. Aber das muss man dann
gemeinsam anschauen. Man muss ihn anhören und man muss zusätzlich diese
Situation klären.
258. Um sich selbst
frei zu sehen, sollte man auch genau wissen, wie der Nächste (der
Ehemann) dazu steht. Das heißt, hier muss man das sodann etwas anders
betrachten.
259. Eine Frage
stellen und die Antwort hören, dass ihr im gegebenen Fall wirklich
keine Familie seid, und sofort wegzulaufen und zu sagen: ‹Das ist
alles, ich bin jetzt keine Ehefrau mehr, ich habe das Recht wegzugehen›
– das wäre von eurer Seite her nicht richtig. Das heißt, hier muss man
jetzt diese Situation noch in einem tieferen Gespräch mit dem Mann bis
zu Ende lösen.»
260. «Ist es nicht ein
Fehler der Eltern, wenn dem Kind entsprechend seinem geäußerten
Interesse nicht nur erzählt, sondern auch die Handlung der intimen
Beziehung gezeigt wurde? Das Kind ist sechs Jahre alt.»
261. «Darüber braucht
man sich nicht zu entrüsten. Hier gibt es nichts Schreckliches, denn
alles hängt jetzt bei euch von der Erziehung ab, die ihr hattet, und
von den Bedingungen, unter denen ihr lebt.
262. Stellt euch vor,
dass ihr wie Indianer lebt: die ganze Familie in einem Wigwam. Das ist
ja nicht einfach ein Wigwam, wo es viele Zimmer gibt und wo die Türen
in jedem kleinen Zimmer fest geschlossen sind ...
263. Das heißt, alles
kommt darauf an, wie das eine oder das andere Volk, die eine oder die
andere Gesellschaft lebt, es hängt von der Entwicklung der Zivilisation
dieses Volkes ab. Darum gibt es hier in Wirklichkeit kein prinzipielles
Verbot, und man kann das nicht als etwas Schreckliches betrachten.
264. Wenn dies bei
euch ein gewisses Entsetzen hervorruft, als ob das etwas sehr
Unmoralisches sei, dann habt ihr einen grundsätzlich anormalen Bezug
dazu; und das wird natürlich zu einem Problem in euren Beziehungen auf
diesem Gebiet werden, und es wird viele Unannehmlichkeiten geben.
265. Man darf das
nicht als etwas Negatives betrachten. Und wenn die Eltern das so
gemacht haben, dann kann man nicht eindeutig sagen, es sei nicht
richtig. Das ist noch keine Übertretung der Gesetze der Wahrheit.»
266. «Mein Mann, meine
Tochter und ich gingen am Fluss spazieren. Ich hörte die Glocke läuten
und blieb stehen, um zu beten, die Tochter ist mit mir stehen
geblieben, aber mein Mann ging weiter. Nachdem ich das Gebet gesprochen
hatte, holten wir meinen Mann ein, und bei mir entstand eine innere
Frage, ob ich es richtig gemacht habe, dass ich wegen des Gebets stehen
geblieben bin und nicht mit meinem Mann weitergegangen bin. Wie soll
eine gläubige Frau in der gegebenen Situation richtig handeln?»
267. «Im gegebenen
Fall (bei solcher Beschreibung dieser Situation) ist das keine
Übertretung. Hier hat die Frau keine Übertretung begangen. Es ist
möglich, es so zu machen.»
268. «Ist es in
Ordnung, auf den Vorschlag des Ehemannes hin, seine Fußsohlen zu
küssen, zu antworten: ‹Wenn der Lehrer es sagt, dann küsse ich sie.›?»
269. «Nein, das ist nicht in Ordnung. So darf man nicht antworten.»
270. «Beim
Kommunizieren mit einigen Männern beginne ich, naturgegebene
Schwingungen zu verspüren, die zwischen uns entstehen. Mache ich es
richtig, wenn ich in solchen Fällen beginne, ein energetisches Wändchen
zwischen mir und dem Mann aufzustellen, damit naturgegebene Ströme uns
nicht verwirren und unser freundschaftliches Kommunizieren oder unser
gemeinsames Tun nicht gestört wird?»
271. «Das mit dem
„Wändchen“ ist Mir nicht verständlich. Das sind Bilder. Dabei ist es
für Mich nicht verständlich, was der Mensch tut. Wenn es eine für alle
gut bekannte Handlung wäre, dann wäre es verständlich. Aber was jeder
von euch in diesem Fall tun kann – das kann Ich bei dieser Aussage
nicht einschätzen.
272. Was ist das -
„das Wändchen“? Was wird konkret gemacht? Wie? Stellst du dir wirklich
irgendeine Wand vor? Aus Brettern? Oder was für eine? Was stellst du
dir vor? Ich brauche es konkreter.»
273. «Als wenn ich
fühlen würde, dass ich dies wie eine Hypnose beherrsche ...
energetisch. Ich fange an, so zu schauen, damit dies nicht entsteht: So
irgendwie quasi kalt ...»
274. «Was ist das, dieses „kalt“?»
275. «Wie ein Mann zu einem anderen Mann, zum Beispiel.»
276. «Das heißt, du versuchst, einen Mann wie ein Mann anzuschauen?»
277. «Nun ja. Ich fühle, dass ich gleichermaßen geschäftlich schaue, damit dies nicht entsteht.»
278. «In der Annahme,
dass, wenn der Mann Schwingungen hat, die auf deine Natur reagieren,
dass sie dann sofort verschwinden, wenn du ihn geschäftlich anschaust?»
279. «Sie beruhigen sich sodann.»
280. «Beruhigen sie sich?»
281. «Ich fühle, dass ich ihn quasi energetisch beeinflusse. Ich tue dies bewusst.»
282. «Nun, wenn er
sich fürchtet, dann ja, dann wird sich dies beruhigen. Denn je mehr der
Mann erschrickt, umso weniger werden bei ihm sexuelle Schwingungen
erscheinen. Aber, ob man ihn da erschrecken muss?»
283. «Und wenn er sich nicht erschreckt, aber diese Schwingungen beruhigen sich auch so?»
284. «Wenn sich seine Aufmerksamkeit plötzlich auf irgendein Thema umstellt – so ist das auch möglich.
285. Das heißt, in
seiner Phantasie ist das so: ‹U-h, was für eine sympathische Frau!› -
und hopp, ein kleines Phantasiebild ist durchgeglitten. Und du - bumm -
hast ihn durch deine Gedanken zu irgendeinem anderen Thema geführt,
sein Gedanke stellte sich darauf ein, er denkt. Du hast ihn wegen
irgendeiner Formel, über irgendeinen Logarithmus gefragt, und er
beginnt sich zu erinnern, was er in der Schule gewusst hatte, das ist
etwas Bekanntes ...
286. In diesem Moment
können seine Schwingungen verschwinden, das stimmt. Denn er denkt an
ein ganz anderes Thema. Er denkt schon nicht mehr an dich.»
287. «Ist das in Ordnung, ja?»
288. «Nun, dann ...
sowie du wieder etwas zu spüren beginnst, sofort – hopp – eine
arglistige Frage an ihn. (Die Worte des Lehrers wurden vom Lachen der
Frauen begleitet.) Er – bumm – zieht die Brauen zusammen, etwas
knirscht bei ihm da ... Aber dafür sind die Schwingungen verschwunden,
ja?»
289. «Ja.»
290. «Muss man ihn wirklich so verblüffen?» «Nein.»
291. «Und falls dies verwirrt?»
292. «Was gerade verwirrt?»
293. «Ich sehe, dass die Schwingungen ihn verwirren und mich verwirren.»
294. «Was verwirrt? Was ist das – die Verwirrung durch Schwingungen bei einer Frau?»
295. «Die Befangenheit.»
296. «Also, wovor schämst du dich?»
297. «Vor diesen Schwingungen.»
298. «Du schämst dich
vor den Schwingungen, die grundsätzlich entstehen können? Nein, nicht
nötig. Die Tatsache, dass bei den Männern Schwingungen dir gegenüber
entstehen können und sie (die Schwingungen) bei dir entsprechende
Schwingungen hervorrufen können - weshalb dann verlegen sein? Das ist
eine normale Erscheinung, man muss sich dazu wie zu etwas Normalem
verhalten.
299. Aber dieses
Normale gibt den Anstoß zu irgendwelchen zusätzlichen Handlungen. Und
so können hier schon nichtnormale Aktivitäten in Gang kommen. Aber
nicht eben aufgrund dieser Schwingungen. Darum darf man ihretwegen
nicht verlegen sein. Das ist eine Gegebenheit. Nun, es ist wie es ist.
Man darf davor keine Angst haben.
300. Sonst wirst du
wirklich oft wegen dieser Ängste solche Bemühungen aufbringen, wie du
sie jetzt ausgedrückt hast, - ‹Ihn so anzuschauen, wie ein Mann
schaut›. Nun, wenn du dann wie ein Mann gehst, werden die Männer
wirklich glauben, dass du ein Mann bist. Nun, vielleicht werden bei
ihnen die Schwingungen aufhören zu entstehen. Aber bist du dann noch
eine Frau?»
301. «Und ist es in Ordnung, die Aufmerksamkeit umzuschalten, wenn dies die Arbeit stört?»
302. «Zu arbeiten stört? Aber wie willst du dann arbeiten, wenn du stets die Aufmerksamkeit umschaltest?»
303. «Doch, ich kann umschalten.»
304. «Jedes Mal musst
du dich von der Arbeit ablenken, um ihn und dich ab und zu auf etwas
anderes umzuschalten. So nicht, das ist nicht nötig.»
305. «Ich lenke mich nicht ab, es gelingt mir sofort.»
306. «Das ist so nicht
nötig, du brauchst nicht verlegen zu sein. Reagiere ruhiger darauf,
soweit es dir möglich ist. Hier ist es nicht erforderlich, die Frage so
zu lösen: Soll man sich verschließen, oder soll man sich nicht
verschließen? Wie soll man dies beseitigen?»
307. «Hauptsache ist, diesen bewussten Zweck nicht zu verfolgen – diese Wand aufzustellen, sich irgendwie zu entfernen, ja?»
308. «Man soll nicht
gegen Empfindungen ankämpfen, die bei euch auf der Ebene der
naturgegebenen Schwingungen entstehen können. Dagegen darf man nicht
kämpfen.
309. Man darf kämpfen,
wenn diese Schwingung dich z. B. zu irgendeiner Handlung führt, und
diese Handlung dich in Verlegenheit bringt: Es scheint dir, als sei
dies eine Übertretung der Gesetze der Wahrheit. Dann, nachdem du das
präzisiert und aufgeklärt hast, beginnst du weiter zu verstehen: das
darf wirklich nicht getan werden (oder das ist doch zulässig).
310. Und wenn du genau
verstehst, dass diese Handlung nicht gemacht werden darf - das ist
alles - gerade die beginnst du zu bremsen. Du erlaubst dir nicht, etwas
zu tun, was dem Gesetz der Wahrheit offensichtlich widerspricht.
311. Das ist es, was
du kontrollieren sollst, nicht aber diese Empfindungen. Sie sind
natürlich, man darf sie nicht fürchten. Sie sind in Ordnung, sie sind
natürlich.»
312. «Wenn ich spüre,
dass ein Mann eine Naturneigung zu mir hat, ich selbst aber habe keine
(zuvor war unser Kommunizieren sehr leicht), soll ich dann meine
Berührungen mit ihm, wie zu einem Bruder, begrenzen? Zum Beispiel, wenn
es früher oft vorkam, dass ich seinen Kopf gestreichelt habe, soll ich
hier vielleicht solch naturgegebene Äußerungen von mir ihm gegenüber
unterlassen? Oder macht es nichts?»
313. «Es macht nichts.»
314. «Ist es in Ordnung, ja? Darf man es tun?»
315. «Natürlich. Aber
wenn ihr überhaupt zu einer Reihe von Männern irgendeine eurer
Aufmerksamkeiten, die für euch natürlich sind, äußert (beim
Vorbeilaufen könnt ihr ihn streicheln, ihm sogar die Haare zerzausen,
ihn vielleicht umarmen) - dann müsst ihr darauf gefasst sein, dass bei
einem von ihnen die Schwingungen (wie Ich das auf dem vorherigen
Treffen erklärt habe) je nach ihrem Charakter mit den eurigen näher
zusammenfallen als bei anderen.
316. Und bei
demjenigen, der nach diesen Schwingungsneigungen euch näher ist, wird
schneller eine gewisse zusätzliche Neigung zu euch entstehen: mehr als
bei den anderen. Sie entsteht in diesem Fall auf natürliche Weise.
317. Zumal, wenn er
dein gutes Verhalten ihm gegenüber sieht; dies öffnet ihn mehr, das
heißt, er fängt irgendwo mutiger an, etwas, was bei ihm schon vorhanden
ist, zu äußern. Andernfalls könnte er Angst haben, dies zu äußern, so
aber wird er einfach mutiger anfangen, sich kundzutun, wenn er
Vertrauen sieht. Nun, das ist eine normale Erscheinung.»
318. «Heißt das, ich soll mich wie gewöhnlich benehmen?»
319. «Ja, wie gewöhnlich. Man muss hier einfach vielleicht bei Manchem etwas vorsichtiger sein.»
320. «Vielleicht wird er aber anfangen, etwas zu phantasieren, und ich will das nicht. Also warum? Es wird ihm schwer sein.»
321. «Aber der Mann kann grundsätzlich phantasieren. Du wirst auf keine Weise die Phantasien unterbinden können.»
322. «Und wird es ihm dadurch nicht schwer sein?»
323. «Das ist dann seine Aufgabe, die er lösen soll.»
324. «Ich will im Allgemeinen keine unnötigen Komplikationen bringen, denn es war schon mehrmals so ...»
325. «Wenn eine Frau Angst hat, überhaupt Männern Komplikationen zu bringen, so kann sie überhaupt nicht existieren.»
326. «Klar, danke.»
327. «Muss man dem
Ehemann folgen?», klang eine neue Frage, «und die Zeichnungen
korrigieren, oder sie so lassen, wie ich sie sehe? Denn das ist doch
ein schöpferischer Vorgang ...»
328. «Ja, so wie der
Mensch selbst kreativ schafft, nur so soll er auch schaffen. Man darf
sich nicht einfach dem Hinweis eines anderen Menschen unterordnen, wenn
man es selbst nicht sieht. Eine schöpferische Arbeit hat ihre eigene
Gesetzmäßigkeit, sonst wird man schwerlich ein Schöpfer.»
329. «Der Sohn ist
acht Jahre alt. Ist es normal, dass sich seine Mama geniert, sich in
seiner Anwesenheit umzukleiden, und der Junge selbst kann nackt vor
jedermann frei gehen?»
330. «So eine
Befangenheit ist möglich. Hier darf man nicht irgendeine kategorische
Entscheidung treffen: man soll oder man soll nicht. Und man darf nicht
sagen, dass man sich bzw. seine Befangenheit besiegen soll oder nicht.
Dazu kann Ich nichts sagen.
331. Schaut auf die
Situation. Ich kann noch nicht kategorisch, einen bestimmten festen
Hinweis geben (mit Rücksicht darauf, was mit euch passiert). Das heißt,
diese Zeit ist noch nicht gekommen, dieses Thema irgendwie schon
genauer aufzuwerfen, und ab wann ihr beginnt, etwas eindeutig zu
unternehmen.»
332. «Bis zu welchem Alter darf sich die Mutter ruhig vor dem Sohn umkleiden und sich in der Banja waschen?»
333. «Alles hängt von
dem Alter der inneren Welt der Kinder ab. Sie können unterschiedlich
reagieren. Darum darf man hier nicht nur bezüglich seines Körperalters
etwas sagen. Hier kann Ich nicht einen einzigen Hinweis geben, den ihr
benutzen könnt; hier darf man ihn nicht so einfach benennen ... Schaut
auf die Empfindungen: Und wie ihr dann entscheidet, so entscheidet ihr.
334. Das heißt, Ich
gebe keinen Hinweis. Das bedeutet – Ich lasse jede eurer Entscheidungen
zu. Ihr müsst selbst die Situation fühlen.
335. Aber ihr sollt
verstehen, dass der Junge sowieso unvermeidlich eine bestimmte Reaktion
haben wird, sie ist durchaus möglich, bei ihm wird Interesse entstehen.
Aber dann müsst ihr das einfach beobachten und diese Situation
kontrollieren.
336. Er erkennt
nämlich und seine Neugier erscheint. Sie ist natürlich, wie bei jedem
Kind, das immer mehr bei der allmählichen Berührung mit der Welt (alles
ist ihm interessant!) anfängt, all dies aufmerksam zu erlernen. Aber
hier beginnt die Natur zu funktionieren.
337. Die Natur selbst
ist in dieser Beziehung ziemlich blind. Ihr werdet in vielem von
zusätzlichen Richtlinien (Einstellungen) geleitet, die im Verlauf der
Erziehung, die mit Traditionen von verschiedenen Völkern verbunden
sind, entstehen. Diese Richtlinien beginnen bestimmte Äußerungen von
euch zu regeln. Aber ihrem Wesen nach ist die Natur viel blinder, und
dieser Begriff „die Verwandten“ ist dort ziemlich verschwommen.
338. Dort kommt alles
darauf an, wie stark das Hormon ist (wenn es ein Mann ist, wie stark
das männliche Hormon vertreten ist und wie markant es in seinem Inneren
wirken kann). Je markanter und stärker es sich äußert und je
entsprechend schwächer der Geist ist, umso leichter können dieses
Hormon und die Schwingungen die Kontrolle über das Bewusstsein
übernehmen, dies überdeckt das Bewusstsein auf seine eigene Weise.
339. Und der Mensch
(ein junger Mann in diesem Fall) gibt leichter jener Neigung, die ihn
leitet, nach; er kann schwer einschätzen, was geschieht, und es ist für
ihn sehr schwer, seine Handlungen zu bewerten.
340. Er wird diesen
Empfindungen leicht nachgeben, und in diesem Fall können oft Handlungen
erfolgen, die große Fehler sind und wo es dann später nicht mehr
möglich ist, sie zu berichtigen. So etwas kommt nicht selten vor.
341. Man kann in
diesem Fall durch sein misslungenes, gewissermaßen unpassendes Benehmen
leicht ein Verbrechen provozieren. Und es wäre nicht richtig, den
Menschen sofort zu beschuldigen. Alles kommt darauf an, wie stark
dieses Hormon ihn beherrscht.
342. Aber das ist
nicht bei allen gleich. Darum muss man sich auch hier der Situation
gegenüber, in die ihr geratet, mit einem gewissen Verständnis
verhalten.»
343. «Ich habe beim
vorigen Treffen verstanden, wenn die Ehefrau keinen Wunsch nach intimer
Nähe mit ihrem Mann hat, oder es ihr egal ist, so bedeutet dies, dass
es in dieser Naturfamilie Probleme gibt. Das heißt, die Norm ist – dass
die Ehefrau immer die Nähe des Mannes wünscht. Habe ich Dich richtig
verstanden?»
344. «Nein. So
eindeutig kann man das nicht sagen: „immer wünschen“. „Immer wünschen“
- so würde es das ergeben, was auch in eurem Kopf vorgeht, was in euren
Emotionen, in der inneren Welt auch vorkommt, es gibt immer den Wunsch,
ihm nahe zu sein. So ist das natürlich nicht normal.
345. Das alles kommt
wiederum darauf an, inwieweit das Hormon im Menschen präsent ist,
inwieweit es ihn beherrscht. Hier kann eine Überspitzung vorkommen,
sodass es reicht, einen Mann zu fragen: ‹Wie spät ist es?› - Er:
‹Natürlich will ich!› Das heißt, es gibt immer den Wunsch. (Dem Lächeln
des Lehrers begegnete das Lachen der Frauen.)
346. Darum kann man
das natürlich nicht so betrachten, dass er (der intime Wunsch) immer
vorhanden sein soll. Wenn es diesen Wunsch in der Regel nicht gibt –
spricht dies schon von einem Problem, wo man schauen muss, was denn
verhindert, dass sich dieser Wunsch kundgibt.
347. Und auch immer
den Wunsch zu haben – das ist etwas Seltsames, es kann einen hellhörig
machen. Dies hängt ja auch von bestimmten Lebenssituationen ab: Mal
seid ihr besorgt, mal seid ihr krank, mal seid ihr in irgendeiner
Stimmung ... Das bedeutet doch nicht, dass ihr stets den gleichen
Wunsch empfinden könnt. Es kommt sehr stark darauf an, in welchem
Zustand ihr seid.
348. Aber hier muss
man schauen: Ob er bei euch grundsätzlich entsteht oder nicht? Wenn
grundsätzlich kein Wunsch entsteht und ihr gewissermaßen gleichgültig
seid, dann muss man schauen, ob er bei euch überhaupt irgendwann da war
(vielleicht nicht unbedingt gegenüber diesem Mann, sondern bezüglich
irgendwelcher anderer eurer Beziehungen). Ist er also bei euch
überhaupt grundsätzlich möglich?
349. Wenn er möglich
ist und sich gegenüber jemandem gemeldet hat, aber in diesem Fall gibt
es nichts gegenüber diesem Mann, dann kann es sein, dass ihr etwas
nicht so richtig löst, ihr betrachtet da irgendwie etwas nicht richtig.
Über dieses Thema muss man unbedingt miteinander reden.
350. Wenn dies (der
Wunsch nach intimer Nähe - Anm. d. Übers.) noch überhaupt gegenüber
niemandem vorhanden war, so ist wiederum etwas nicht richtig geleitet.
Denn der Wunsch zu Nähe, die Neigung - das ist ein normales Öffnen des
Organismus. Wenn es das nicht gibt (die Neigung, die Empfindung), wenn
ihr sie nicht kennt, heißt das, etwas ist nicht richtig gemacht worden,
etwas ist falsch wahrgenommen oder unternommen worden, und das hat eine
gewisse Verschlossenheit hervorgerufen.
351. Oder vielleicht
sind die nötigen Bemühungen zum Öffnen eben nur ungenügend erfolgt. Das
heißt, etwas ist evtl. nicht kundig angewendet worden. Denn ein
normaler Organismus hat diese normalen Empfindungen und den normalen
Wunsch. Die Neigung soll vorhanden sein.»
352. «Und kann bei einer stillenden Mutter die sexuelle Neigung verschwinden?»
353. «Das ist nicht eindeutig. Die Neigung sollte nicht wegen des Stillens verschwinden.»
354. «Darf man sich
dem Mann anvertrauen, oder muss man sich auf das Gefühl der
Befangenheit stützen, das entsteht, wenn er mir während der Abwesenheit
seiner Frau über den Kopf streichelt? Ich und seine Frau sind
befreundet, es gibt keine naturgegebenen Gefühle, weder bei mir noch
bei ihm.»
355. «Je nachdem wie
dies passiert und welche Bedingungen dazu beitragen. Hier braucht man
zusätzliche Nuancen. Aus dieser Aussage kann man keine eindeutige
Schlussfolgerung ziehen.
356. Kann sein, ihr
habt es wirklich gebraucht, dass dies geschah, und er streichelte dich
am Kopf wie ein Freund, beruhigend oder mitfühlend, dass du einfach
Unterstützung brauchtest. Das ist möglich. Darum kann man hier jetzt
keine eindeutige Einschätzung dessen, was erwähnt wurde, vornehmen. Die
Details reichen nicht aus.»
357. «Mein Ehemann
raucht viel (eine Packung täglich). Ich will nicht mit ihm
kommunizieren und sprechen: Dann kommt der Geruch, was Ekel, Übelkeit
und Erbrechen hervorruft. Wir erwarten ein Kind. Ich will mit dem Mann
zusammenleben, er ist ein guter Mensch. Wie soll ich den Widerwillen
gegenüber dem Geruch beseitigen, wegen dem meine Stimmung schlimmer
wird, ich gehe weg aus dem Haus, damit es bei mir nicht zum Absturz
kommt, dies wirkt sich auch auf meine Arbeitsfähigkeit aus.»
358. «Wenn ein Kind
erwartet wird, so ist eine solche Zuspitzung möglich – dass die Frau
irgendwelche Gerüche nicht ertragen kann. Aber das ist eine
vorübergehende Erscheinung.
359. Wenn der Mann auf
diese Ablehnungen, die bei der Frau entstehen, nicht Rücksicht nimmt,
so kann sie bestimmte Bemühungen unternehmen, die in diesem Fall ihren
Empfindungen Genüge tun: Zum Beispiel kann sie während der Zeit, in den
Momenten, wo der Mann raucht und der Geruch als stark empfunden wird,
etwas weniger mit ihm kommunizieren.
360. Und soweit möglich, wird man erklären müssen, warum ihr dies irgendwie begrenzen müsst.»
361. «Ich habe meinen
Mann gebeten, dass er, wenn ich schlafe, im Zimmer kein Licht
einschaltet und auf mich keine Sachen wirft, wenn er sich auszieht und
ins Bett geht. Ich fühle dabei seinen Missmut. Ich habe es sehr schwer
mit diesem Missmut. Was tun? Das Licht wird weiter eingeschaltet, die
Sachen fallen auch ... Und es ist mir oft wegen seiner schlechten Laune
unbehaglich zumute, es kann sehr schwer sein ...»
362. «Man kann sich
bemühen, diesen Hinweis nicht mehr zu geben, es nicht mehr zu erwähnen.
Die abgeworfenen Sachen das nächste Mal von sich wegräumen. Sich
bemühen, sich möglichst ausgeglichen gegenüber dieser Situation zu
verhalten.
363. Das heißt, ihr
habt auf etwas hingewiesen, um etwas gebeten, habt eine Bitte
ausgedrückt – das ist in Ordnung. Ihr sollt keine Angst haben, eine
Bitte zu äußern. Die Bitte ist nicht immer eine Forderung. Ihr dürft
eine Bitte äußern.
364. Aber wenn der
Mann nicht reagiert – so ist das alles. Eure Aufgabe ist, euch zu
bemühen, euch in die Handlung, die von seiner Seite unternommen wird,
zu schicken (falls diese Handlung euch nicht zu Bemühungen, die dem
Gesetz der Wahrheit widersprechen, veranlassen).
365. Aber im gegebenen
Fall widerspricht dies nicht – wenn ihr die Situation geduldig ertragt,
wo er beim Ablegen den Pelzmantel, die Stiefel einfach auf euch
geworfen hat ... Nun gut, räumt akkurat ab. Man braucht ihretwegen
nicht woanders hin zu gehen, um aufzuräumen - ihr habt sie gleich bei
der Hand.
366. Eine andere Sache
ist es, wenn er sie ausgezogen und in eine ganz andere, euch
gegenüberliegende Ecke geworfen hat. Dann muss man dorthin gehen, die
Stiefel hochnehmen, sie dann wegräumen. Und hier sind sie gleich in
eure Hände gefallen – und das ist alles!
367. Das heißt, findet
immer das Positive. Ein guter Optimist sieht in allem, sogar auf einem
Friedhof, die Vorteile, das Plus.» (Die Worte des Lehrers begegneten
dem Lachen der Zuhörer.)
368. «Die Beziehung
mit dem Mann, den ich liebe (er ist verheiratet), ist merkwürdig.
Welcher Seite unserer Beziehung soll ich glauben? Der äußeren Seite –
wenn er zu mir grob ist und versichert, dass er mir gegenüber keine
Gefühle hat? Oder soll ich der inneren Herzensempfindung glauben, wenn
von ihm zu mir auf einer feinen Ebene eine schöne, zarte Schwingung
strömt? Ich verstehe sie als Liebe. Kann ich meine Herzensempfindungen
falsch verstehen? Ist es vielleicht eine Illusion?»
369. «Das ist die
einzige Frage, die hier gestellt werden muss - nämlich, ob ein Fehler
in euren Herzensgefühlen möglich ist? Natürlich ist das möglich.
370. Eure Gefühlswelt
ist zweierlei. Es gibt etwas, was bei euch richtig tönt, und es gibt
etwas, was falsch klingt. Alle Reaktionen kommen von euren
naturgegebenen Empfindungen, das heißt, ihr könnt nicht das Geistige
empfinden. Das Geistige ist bei euch mit eurer naturgegebenen
Besonderheit nahe verbunden.
371. Und dort, wo ihr
einst Willensbemühungen eingesetzt habt, bei dem Versuch, alles richtig
zu machen und das Naturgegebene auf das Geistige eingestellt habt (das
heißt, es kam zur Übereinstimmung) - dort könnt ihr diese richtige
Reaktion durchaus empfinden. Sie ist in diesem Fall normal, ihr werdet
sie fühlen. Aber wiederum wird sie von euren naturgegebenen
Schwingungen, die schon richtig eingestellt sind, empfunden.
372. Aber es gibt auch
eine Menge falscher Einstellungen bei euch, und ihr beginnt quasi
dasselbe innere Gebot zu empfinden, welches dem Herzensgebot quasi sehr
ähnlich ist, aber es ist falsch. Denn dieser euer Teil ist auf die
geistige Weise noch nicht abgestimmt, und ihr habt etwas noch nicht
besiegt, nicht umgestaltet.
373. So etwas kann sein und das tönt in der Regel bei euch sehr oft. Darum seid hier sehr vorsichtig. Ihr könnt euch durchaus irren.
374. Aber gleichzeitig
ist es unmöglich, euch irgendeinen Hinweis zu geben, damit ihr
fehlerlos fühlt oder das in euch Tönende (als richtig oder falsch)
feststellt.
375. Dafür habt ihr
euch hier versammelt, um zu lernen, die eigene naturgegebene Welt auf
die geistige Weise, auf diejenigen Gesetze abzustimmen, die Gott in
euer Inneres gelegt hat. Das heißt, ihr müsst das Tönen der Natur in
Harmonie bringen mit der Schwingung, die wirklich euer geistiges Wesen
ausmacht. All das muss man in Harmonie bringen.
376. Aber dafür muss
man viele Willensbemühungen im Kampf mit sich selbst, mit bestimmten
eigenen Schwächen einsetzen. Und je weiter ihr euch bewegt, umso
richtiger werdet ihr die Töne, die in eurem Inneren erschallen,
empfinden.
377. Das heißt, ihr
werdet immer mehr merken: Ja, ihr habt wirklich richtig gefühlt. Etwas
ist geschehen, ihr seht: Oh, und ihr habt gefühlt, wie es sich
herausgestellt hat, dass dies passieren könnte. Das heißt, ihr werdet
zu fühlen beginnen, und es wird immer mehr und mehr dieser richtigen
Empfindungen geben. Aber man braucht Zeit, hier wird eine stete
Abstimmung gebraucht.
378. Darum soll man
wiederum keine Angst haben, Fehler zu machen. Wenn ihr gefühlt habt und
keine Möglichkeit habt einzuschätzen, ob ihr richtig fühlt oder nicht,
versucht den Schritt so zu tun, wie ihr fühlt. Und schon der Schritt
selbst wird euch helfen, den Fehler zu verstehen, falls dies ein Fehler
war.
379. Das heißt,
irgendeine Weisheit wird kommen, sie wird euer Verstehen bestimmter
Situationen berichtigen, und ihr werdet das nächste Mal anfangen
genauer, richtiger zu handeln, wobei ihr richtigere Bemühungen
einsetzen werdet. Und dies wird eure naturgegebene Welt besser auf die
geistige Weise abstimmen, im Inneren wird sich mehr Harmonie bilden.
380. Aber bestimmte
Handlungen werden gebraucht, eben Handlungen. Darum habt keine Angst,
Fehler zu begehen. Versucht, vorsichtig zu sein, aber habt auch keine
Angst, einen mutigen Schritt zu tun, irgendeinen an und für sich neuen
Schritt, schon bei den ersten Empfindungen, die quasi in eurem Inneren
ertönen. Ein Hinweis wird gegeben, aber ihr wisst in Wirklichkeit
nicht, ob er richtig oder nicht richtig ist - nun, versucht es.
381. Wenn es ein
Fehler ist, wird es kein schrecklicher Fehler sein, er wird normal
sein. Denn man wird das sowieso erkennen müssen und verstehen müssen.
Dann wird es im Weiteren besser getan werden können.
382. Wenn ihr dazu
neigt, gewisse Fehler zu begehen (merkt euch dies!), dann wird euch die
mildeste Situation geliefert, damit euer Fehler gewissermaßen günstig
auf euer Schicksal einwirkt.
383. Das heißt, etwas
sehr Großes wird euch nicht auferlegt werden, wenn im Voraus zu sehen
ist, dass ihr dazu neigt, diesen Fehler zu begehen. In der Regel kommen
die Situationen deshalb, damit dieser Fehler maximal günstig für euch
ist und es keine komplizierten Verluste gibt.
384. Obwohl, es kann
eine erste Wahl vorkommen – wenn zwei Schicksalslinien entschieden
werden. Dann ja, dann kann die Wahl Vieles entscheiden. Solch eine Wahl
kommt aber nicht so oft vor. Hauptsächlich wird die Auswahl so
gestellt, wie es euch am meisten zu eigen ist, sie zu treffen, da es
eben schon bekannt ist, wie ihr ungefähr handeln werdet.
385. Aber es soll
dennoch lehrreich sein. Darum wird die Situation so entstehen, dass ihr
den Fehler macht und etwas sehr Wichtiges lernt, um euch danach - wenn
ihr verstanden und euch etwas klargemacht habt – etwas noch Größeres zu
geben, was bedeutend größere Umstände entscheiden wird, und ihr werdet
immer kostbarere Erfahrungen machen. Aber das wird sodann später sein.»
386. «Ein Bruder kam
zu mir nach Hause und las mir (so wie ich es sehe) laut und grob die
Leviten dafür, dass ich falsch gehandelt hatte. Ich bat ihn, aus dem
Haus zu gehen. Ist es nicht richtig, dass ich ihn bat, aus dem Haus
zugehen, weil er grob und emotional gesprochen hat?»
387. «Man sollte sich
entschuldigen. Man sollte bis zum Ende zuhören und sich entschuldigen.
Man sollte sagen: ‹Ich werde mich bemühen. Es ist durchaus möglich,
dass ich wirklich etwas falsch gemacht habe. Ich werde das
berücksichtigen.› So wäre es natürlich besser.
388. Ihr werdet es
immer schaffen, jemanden hinauszubitten. Wenn ein Mensch beginnt, etwas
wirklich zu übertreiben, sich gewissermaßen unpassend zu benehmen, dann
ist so eine Strenge möglich. Das heißt, dies bedeutet nicht, dass ihr
bei jedem, der in euer Haus kommt und zu schreien und zu schimpfen
beginnt, immer zuhört. Nein, es kann so sein, dass Ich in dieser
Situation darauf hinweisen kann, dass man im gegebenen Fall versuchen
kann, den Menschen streng hinauszubitten.
389. Aber es ist
besser, sich nicht zu beeilen. Wenn ihr solche Fragen stellt, prüft
euch selbst, inwieweit ihr fähig seid, bis zum Ende zuzuhören, euch zu
entschuldigen und diesen Stoß auf euch zu nehmen.
390. Das ist in
Ordnung, das ist eine gute Erziehung in eurem Inneren, sie wird euch
später vieles geben. Zumal, wenn ihr dies gut annehmt, werdet ihr
selbst sehen, welche Veränderung mit euch geschehen wird, denn dies ist
auch für euch sehr wichtig.»
391. «Ich bin
Friseurin, ich schneide Männern Haare und Bärte. Nachdem mein Mann
Deinen Hinweis, dass der Mann seinen Bart selbst schneiden soll, gehört
hatte, sagte er zu mir, dass er nicht wolle, dass ich den Männern den
Bart schneide. Soll ich in diesem Fall meinem Mann gehorchen?»
392. «Nun, man kann
dem Mann gehorchen ... Obwohl Ich solch eine Handlung nicht verboten
hatte. Nun, es ist besser, dem Mann zu gehorchen. (Die Frauen lachten
auf.)
393. Das heißt, wir
betrachten jetzt vor allem ein Thema: Wie man lernen kann, dem Ehemann
zu gehorchen. Darum seid vorsichtig, wenn ihr die Frage stellt, ob man
dem Mann gehorchen soll.
394. Man darf nur in
einem Fall nicht gehorchen – wenn man von euch fordert, etwas zu tun,
was den Gesetzen der Wahrheit widerspricht oder für das Leben und die
Gesundheit eines anderen Menschen oder eines Kindes gefährlich sein
kann. Dann ja, dann dürft ihr nicht gehorchen. Oder wenn klar zu sehen
ist, dass euch vorgeschlagen wird, etwas zu tun, was einfach unheilvoll
für eure Gesundheit wäre, das darf man auch nicht tun.
395. Das heißt, es
gibt nur bestimmte Ausnahmen. Dann kann man auch eine Frage stellen.
Und alles andere ... Man soll sich bemühen, in allem zu gehorchen.»
396. «Lehrer, darf ich meinem Mann versprechen, dass ich ihm immer gehorchen werde? Er wartet auf diese Aussage von mir.»
397. «Du wirst immer gehorchen? Selbst wenn es den Gesetzen der Wahrheit widerspricht?»
398. «Nein, wenn es ihnen nicht widerspricht.»
399. «Natürlich, bitte. Das willst du doch machen!»
400. «Ja, ich will, aber ...»
401. «Dann sag doch: ‹Ich will dies sehr!›»
402. «Und falls ich irgendwann einen Fehler mache und falsch handle?»
403. «Aber du
garantierst ja nicht, dass du alles fehlerlos tun wirst. Du willst sehr
gehorchen und wirst dich bemühen, dies zu tun. Bitte, das ist sehr in
Ordnung.»
404. «Darf ich als
Ehefrau Besuche in unserem Haus begrenzen, wenn mein Mann im kleineren
Häuschen arbeitet und der Schaffensvorgang bei ihm deswegen oft
unterbrochen wird? Ich sehe, dass ihm das nicht gefällt, und es ist für
ihn sehr schwierig, danach wieder in den Arbeitsfluss zu kommen. Darf
ich als Ehefrau diese Pflicht auf mich nehmen?»
405. «Besuche der Werkstatt, oder was?»
406. «Nun, Besucher kommen wegen verschiedener Fragen zu meinem Mann ...»
407. «In die Werkstatt? Ins Haus oder in das Zimmer, wo er sich schöpferisch betätigt?»
408. «Nun, ja.»
409. «Natürlich darfst du. So etwas ist möglich. Aber wiederum muss man das mit ihm besprechen: Vielleicht wünscht er das ja.»
410. «Und darf man ihm vorschlagen, irgendeine Zeit zu bestimmen, damit man zum Beispiel nach sechs Uhr abends kommt?»
411. «Das alles wirst du mit ihm besprechen. Das heißt, wenn er dies selbst so wünscht.»
412. «Und darf ich ihn darum fragen?»
413. «Du kannst es ihm
vorschlagen. Und wenn er sagt: ‹Ja, ich bin einverstanden. Es ist
besser, es so zu machen.› Dann kontrollierst du, dass es auch erfüllt
wird.»
414. «Ich will mich
sehr ändern, ich will einer liebenden Frau erlauben, in unser Haus
einzutreten (d.h. in unserer Naturfamilie zu leben. Anm. d. Übers.).
Aber bis jetzt erscheinen bei mir grobe Reaktionen, Nervenabstürze,
hysterische Anfälle. Soll man ungeachtet dieser Reaktionen die Frau
einladen? Oder weiter lernen, mit ihr befreundet zu sein? Kann die Frau
überhaupt fühlen, wann sie die liebende Frau ins Haus einladen soll,
dem Egoismus scheint es nämlich immer noch zu früh zu sein?»
415. «Natürlich kann
sie das fühlen. Aber man kann sich hier natürlich auch leicht irren.
Besser ist es zu versuchen, Schritte zu machen und zu analysieren, zu
schauen ...
416. Das heißt, dies
ist so ein Thema, wo Ich nicht sagen kann, dass ihr das tun sollt,
unbedingt tun sollt: Sobald ihr eine Situation seht, sollt ihr sie
sofort auf diese Art lösen. Ich kann so einen Hinweis nicht geben, denn
all das sind sehr ernste Aufgaben.
417. Ich habe euch
einfach erzählt, was diese Aufgaben in sich bergen, welche
Besonderheiten sie beinhalten, welchen Zugewinn die Frau in diesem Fall
erhält, das heißt, wie stark und markant sich ihre innere Welt ändern
kann. Das alles ist in Wirklichkeit so.
418. Aber gleichzeitig
legt dies ihr eine große Verantwortung auf, und eine nicht geringe
Schwere wird sich entsprechend dieser Situation auf die Schultern der
Frau legen. Darum muss man natürlich in bestimmtem Maße bereit sein,
dies zu lösen und nicht abzustürzen.
419. Denn es ist dann
besser, diese Aufgabe nicht zu übernehmen, als abzustürzen und viele
Dummheiten mit Unannehmlichkeiten zu begehen (und so etwas kann auch
durchaus vorkommen). Darum kann Ich nicht sagen, dass ihr dies tun
sollt.
420. Aber wenn ihr
dieser Situation ausweicht, dann wird natürlich auch eine bestimmte
Verantwortung auf euch gelegt, und das ergibt einige Komplikationen für
die Zukunft: Irgendein schwer zu bewältigendes Hindernis wird vor euch
nur deswegen auftauchen, weil ihr euch bewusst bemüht, etwas nicht zu
lösen und bestimmte Aufgaben zu vermeiden.
421. Auf viele
Komplikationen, die bei euch jetzt entstanden sind (wenn etwas bei euch
bereits zu irgend etwas Extremem gekommen ist und ihr sagt: ‹Also, was
soll ich denn jetzt tun?›), auf viele Situationen, die jetzt bei euch
entstehen können (und sie sind sehr heiß) bleibt mir Mir nur, zu
antworten: ‹Und was kann man jetzt tun? Jetzt ist bereits nichts mehr
zu machen.› Jetzt muss man das eben so annehmen, denn vor einigen
Jahren noch hätte man es lösen können, wenn man angefangen hätte, etwas
Stück für Stück richtig zu machen. Allmählich zwar, aber es zu tun. Und
dann wäre die heutige Situation ganz anders.
422. Jetzt aber zu
sagen: ‹Wie kann man das ändern? ...› Ja das ist bereits auf keine
Weise mehr zu ändern, denn man hätte es im Laufe von einigen Jahren
ändern müssen, indem man etwas richtig gemacht hätte, aber ihr habt es
zum Beispiel verschoben. Kann sein, dass es keine markante Aufgabe ist
und ihr dachtet: ‹Ja, macht nichts, ist 'ne Kleinigkeit! Ich werde
später ...»
Fortsetzung folgt.
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